Die Pkw-Neuzulassungszahlen in Österreich legen weiter zu. Und zwar kräftig. Im Juli wurden laut Statistik Austria um 13,5 Prozent mehr Neuwagen (31.476) zugelassen als im Vorjahreszeitraum – bei Benzinern lag das Plus bei 32,2 Prozent, bei Diesel gab es ein Minus von 3,5 Prozent. „Die Geschäfte im Autohandel laufen wahnsinnig gut, trotz Sommerhitze“, betont Klaus Edelsbrunner, Bundesgremialobmann des Fahrzeughandels.

Dennoch ist aus der Autobranche derzeit auch einige Unruhe zu vernehmen. Das hat mit dem Kürzel „WLTP“ zu tun. Dahinter steckt das neue Abgastestverfahren, das ab September verpflichtend für alle neuzugelassenen Pkw gilt (siehe Lexikon). Dieser Testzyklus soll Autofahrern realitätsnähere Angaben zu Kraftstoffverbrauch und zu CO2-Emissionen liefern. Dafür kommen realistischere Prüfbedingungen zum Einsatz. Bei den Herstellern sorgen die aufwendigeren Messverfahren für Mehrkosten und mitunter auch für Engpässe und damit deutlich längere Lieferzeiten bei bestimmten Modellen.

Doch auch für Autokäufer hat die Umstellung eine aus heutiger Sicht vielfach kostspielige „Nebenwirkung“: In den meisten Fällen bedeutet „realitätsnäher“, dass die CO2-Werte der Fahrzeuge höher ausfallen werden als beim bisher gängigen Verfahren. Das heißt auch: In Österreich orientiert sich die Höhe der bei der Neuzulassung fällig werdenden Normverbrauchsabgabe (NoVA) am CO2-Ausstoß.Die Formel: je höher, desto teurer.

Rund 900 Euro teurer

Laut Experten könnten „fast identische“ Automodelle beispielsweise nach dem alten Test einen Ausstoß von 100 Gramm CO2 pro Kilometer haben, unter dem neuen aber 120 Gramm pro Kilometer. „Es ist davon auszugehen, dass die NoVA durchwegs um mehrere Prozentpunkte steigt – der Neuwagenkauf kann dadurch deutlich teurer werden“, so Günther Kerle, Sprecher der österreichischen Automobilimporteure. „Durch das neue Testverfahren ändern sich die Normverbräuche und damit die CO2-Werte, obwohl sich am Verbrauch auf der Straße nichts ändert“, heißt es seitens des ÖAMTC.

In einer Modellrechnung hat der Autofahrerclub zuletzt errechnet, dass bei einer NoVA-Steigerung von drei Prozentpunkten ein Neuwagen in der Preisklasse von rund 30.000 Euro auch schon einmal um rund 900 Euro teurer werden kann. Edelsbrunner berichtet, dass man mittlerweile im Schnitt von einer NoVA-Erhöhung von rund zwei Prozentpunkten ausgehe, „bei Diesel dürfte sie weniger ausmachen als bei Benzinern, wo es auch drei bis vier Prozentpunkte sein können“. Bei einem kleineren Wagen in der Preisklasse von rund 20.000 Euro sei dadurch von einer Verteuerung von 300 bis 400 Euro auszugehen, „bei großen Autos können es aber auch sechs Prozentpunkte sein, ein 100.000 Euro teures Auto kann so durch die höhere NoVA um rund 3000 Euro mehr kosten“, so Edelsbrunner.

Anpassung der Nova gefordert

Wie auch der ÖAMTC pocht Edelsbrunner auf eine „aufkommensneutrale Anpassung“ – die NoVA soll also trotz Neuberechnung nicht steigen. Sonst sei als „Kompensation“ auch die Einführung einer Ökoprämie ein denkbares Modell, so Edelsbrunner. Die Autoimporteure fordern eine grundsätzliche Reform der Besteuerung. Man solle die künftige Besteuerung „vermehrt von den Faktoren Nutzung und Verbrauch anstatt von Besitz und Leistung abhängig machen“, so Kerle. Gefordert sei die Regierung.

Auch Edelsbrunner verweist auf ein Versprechen des früheren Finanzministers Hans-Jörg Schelling, der hatte noch in Aussicht gestellt, die Berechnung der NoVA und des Hinzurechnungsbetrags für den Sachbezug bei Privatnutzung eines Firmen-Pkw bis inklusive 2019 auf Basis des bisherigen Fahrzyklus beizubehalten. „Darauf haben wir uns auch verlassen“, betont Edelsbrunner. Schellings Ressortnachfolger, Hartwig Löger, betont im Gespräch mit der Kleinen Zeitung, dass man „in enger Abstimmung mit dem Verkehrsministerium“ stehe. „Wir haben Vereinbarungen bezüglich einer Umrechnungstabelle. Wir wollen dafür sorgen, dass diese rein nach der neuen Technologie berechneten Werte mit den bisher berechneten Werten in eine Korrelation gebracht werden. Aus dem heraus gehen wir davon aus, dass wir in den nächsten ein, zwei Jahren eine gute, vernünftige Übergangslösung haben.“ Eine Verbindung der neuen Systematik mit der alten soll eine „faire Basis“ schaffen.

Entlastung 2020

Löger kündigt aber auch an, dass die Erfahrungen, die man jetzt damit mache, 2020 in die Steuerentlastungsreform einfließen werden. Ein Sprecher des Verkehrsministeriums sagt auf Anfrage, dass die unmittelbaren Effekte auf die NoVA „kurzfristig nicht zu ändern sind“. Doch auch er verweist auf „ein komplettes Reformpaket“, das für 2020 geplant sei. Aktuell liegen die jährlichen Einnahmen durch die NoVA bei rund 470 Millionen Euro, „durch WLTP ergibt sich hier ein Körberlgeld, das aus unserer Sicht nicht gerechtfertigt ist“, so Edelsbrunner. Er hoffe, dass mit der Reform 2020 eine entsprechende Entlastung einhergehe.