Mit Amazon Fresh setzt der Internethändler in den USA große Supermarktketten unter Druck und mit dem Kauf von Wholefoods steigt der Konzern auch direkt ins Geschäft mit Lebensmittel ein. Nun dreht der größte Supermarkt-Konzern der USA den Spieß um, allerdings nicht in den USA.

Walmart übernimmt die Mehrheit des indischen Onlinehändlers Flipkart, dem größten Amazon-Konkurrenten im Wachstumsmarkt Indien. Mit einem Kaufpreis von 16 Milliarden Dollar (13,5 Mrd. Euro) für rund 77 Prozent der Anteile ist es der größte jemals im Ausland getätigte Zukauf des US-Einzelhandelsgiganten, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte.

Auch Amazon wurde nachgesagt, für den indischen Konkurrenten ein Angebot abgegeben zu haben. Indien gehöre wegen seiner Größe und den Wachstumsraten zu den attraktivsten Einzelhandelsmärkten der Welt, betonte Walmart-Chef Doug McMillon.

Wachstumsmarkt

Der Zukauf verschafft Walmart Zugang zum indischen Internethandel, dem die Experten von Morgan Stanley in einem Jahrzehnt ein Volumen von 200 Milliarden Dollar zutrauen. Walmart versucht seit längerem, in Indien Fuß zu fassen, und betreibt dort bereits 21 Filialen. Nach fast zweijährigen Verhandlungen will Walmart den Deal nun noch vor Ende des zweiten Quartals über die Bühne bringen. Im Geschäftsjahr 2019 würden die Gewinne pro Aktie durch die Übernahme zunächst wohl um 25 bis 30 Cent gedrückt, warnte der weltweite Branchenprimus. Analysten rechnen bei Flipkart in den nächsten Jahren noch mit Verlusten. Walmart-Aktien gaben nach der Mitteilung im vorbörslichen Handel um rund vier Prozent nach.

Vor der offiziellen Mitteilung hatte der Chef des japanischen Technologie-Investors und Flipkart-Großaktionärs Softbank, Masayoshi Son, bereits bestätigt, dass der Deal in der Nacht zuvor unterzeichnet worden sei. Softbanks Beteiligungsfonds habe zuletzt die Investition in den indischen Internethändler auf vier Milliarden Dollar aufgestockt. Weitere Anteilseigner bei Flipkart bleiben den Angaben zufolge Mitbegründer Binny Bansal, Chinas Internetriese Tencent sowie unter anderem Microsoft.

Von ehemaligen Amazon-Mitarbeitern gegründet

Flipkart wurde 2007 von zwei ehemaligen Amazon-Angestellten gegründet. Der Onlinehändler verkauft alles von Seife über Smartphones oder Bücher und Kleidung. Noch vor Amazon kontrolliert Flipkart damit den Marktforschern von Forrester zufolge mittlerweile fast 40 Prozent des indischen Online-Einzelhandels. Auch Amazon hat zuletzt viel Geld in die Hand genommen, um Waren in Indien schneller ausliefern zu können.

Walmart hat zuletzt mit einem drastischen Ausbau des Lieferservice für Lebensmittel in den USA Amazon verstärkt die Stirn geboten. Der US-Onlinehändler schnappt dem stationären Einzelhandel immer mehr Umsatz weg und treibt traditionelle Supermarktketten damit immer stärker in den Online-Handel.