Die GoPro-Kunden "wollen einfach, dass wir bessere und praktischere Kameras mit einer prima App bauen", sagt Firmenchef Nick Woodman nun der Deutschen Presse-Agentur. Und ergänzt: "Es hat eine gewisse Ironie, dass wir erst jetzt diese Wachstumschance erkennen, die die ganze Zeit vor uns lag."
Woodman widersprach vehement der Einschätzung einiger Marktbeobachter, dass der Markt für Actionkameras für Sportler oder Abenteurer bereits weitgehend abgegrast sei. GoPro habe viele wiederkehrende Kunden, "also ist es wichtig, dass wir ihnen jedes Jahr etwas Neues bieten können". Zugleich versuche GoPro auch, neue Nutzer für seine Einsteigermodelle zu gewinnen, die später an teureren Kameras interessiert sein könnten. Bei der aktuellen günstigsten "Hero"-Kamera verzichtete GoPro auf 4K-Auflösung und kehrte zugleich zur klassischen GoPro-Form mit einem kleinen Touchscreen zurück. "Wir lernen daraus, wie die Leute unsere Kameras nutzen."
GoPro investiert in Bilderkennung
Deshalb sei eine der Prioritäten, den Nutzern möglichst viel Arbeit abzunehmen. Die Aufnahmen werden aus der Kamera nicht nur automatisch in die dazugehörige App überspielt, sondern sollen dort auch von der Software selbst so geschnitten werden, dass die Momente zur Geltung kommen. Dafür investiere GoPro unter anderem in Bilderkennung, "um zu erkennen, ob die Leute zum Beispiel surfen oder Ski fahren - und wonach wir dabei Ausschau halten müssen", sagte Woodman.
Genauso erkenne die Software zum Beispiel auch, wenn jemand im Video lächelt und würde diese Momente eher auswählen. Wenn in der Aufnahme gejubelt oder laut gesprochen wird, dreht das Programm für diese Zeit die Musik leiser, mit der das Video unterlegt wird. Die Nutzer wollten schöne Videos in sozialen Medien teilen - und ihnen die Arbeit dafür abzunehmen, sei eine Marktchance. "Es wird eine Zeit kommen, in der solche Software wichtiger sein wird, als die Kameras selbst - aber mit der Einschränkung, dass Hardware trotzdem immer wichtig bleiben wird", sagte Woodman.
Zu wenige wollten die Drohne
GoPro war ein Pionier im Geschäft mit Actionkameras und wuchs damit schnell. Doch inzwischen gibt es neben den allgegenwärtigen Smartphones auch Konkurrenz durch diverse Anbieter, zum Teil mit deutlich günstigeren Geräten. GoPro versuchte, das Geschäft mit Hilfe von Medieninhalten und einer Kameradrohne auszuweiten. Doch die Medienambitionen wurden wenig später als Teil von Sparmaßnahmen aufgegeben und auch die Drohne wieder eingestellt. "Nicht genug unserer Kunden wollten sich eine Drohne kaufen", sei der einfache Grund dafür, sagt Woodman. Der Markt wird von chinesischen Anbietern wie DJI dominiert.
Woodman bekräftigte, dass er einer Übernahme von GoPro nicht im Weg stehen würde - "wenn ein Partner oder Käufer uns helfen kann, unsere Vision in größerem Maßstab zu verwirklichen". Die Aktien der Firma hatten massiv unter den geschäftlichen Problemen gelitten - der Kurs fiel von über 85 US-Dollar (70,42 Euro) im Herbst 2014 auf zuletzt rund fünf US-Dollar. GoPro ist damit an der Börse noch gut 700 Millionen Dollar wert.