"Nicht einmal streiken können sie", entfuhr es Lufthansa CEO Carsten Spohr, als er in Brüssel erfahren hat, dass die Betriebsversammlungen der AUA abgesagt worden sind. Mehr wollte er dann zum Lohnkonflikt beim fliegenden Personal der AUA nicht sagen. "Das muss der Vorstand lösen!"

Mehr ließ sich Spohr zum Thema Lauda Motion entlocken. "Ja, wir verhandeln", bestätigt Spohr, und lange dürfte die Entscheidung nicht mehr auf sich warten lassen. Denn für Niki Lauda tickt die Uhr, um vor Inkrafttreten des Sommerflugplans Ende März alles unter Dach und Fach zu bringen. Offenbar geht es um 10 Flugzeuge, über die derzeit Lufthansa verfügt, die sie aber laut Entscheidung der EU-Kommission zu Marktkonditionen abgeben muss.

Sollten sich Lauda Motion und Lufthansa einigen, würde das bedeuten, dass Lauda zuerst die Flugzeuge von Lufthansa kaufen oder leasen muss, um sie danach wieder an die Lufthansa bzw. Eurowings zu verleasen. "Eurowings hat zu wenig Flugzeuge, Lauda zu viel", bringt es der Sprecher der Lufthansa auf den Punkt. Spohr auf die Frage, ob Lauda Motion überleben kann und wird: „Das überlasse ich Niki Lauda“. Für Ryanair Chef Michael O‘Leary steht aber fest: „wir brauchen mehr Fluglinien wie Niki“.

Zu den Konsequenzen eines Brexit wollte sich in Brüssel niemand äußern. „Das ist ein Primat der Politik“, sagt Carsten Spohr. Als Bürger Spohr erkenne er aber nicht, wie es in dieser komplexen Materie ohne eine Verlängerung der Fristen zu einer sinnvollen Lösung kommen könne.

Die großen Fünf

Carsten Spohr und Lufthansa zählen in der Vereinigung „Airlines 4 Europe“ zu den fünf großen Spielern. Neben der International Airlines Group IAG mit British Airways, Iberia und Vueling, Air France-KLM, Ryanair und Easy Jet. Gemeinsam haben die fünf in Europa einen Marktanteil von 44 Prozent. Die hohen, auch durch Monopole verursachten Gebühren der Flughäfen sind ihnen ebenso ein Dorn im Auge wie vielen Streiks der Fluglotsen und die steigenden Sicherheitskosten.

Die Strukturen der Flughäfen seien völlig ineffizient, weil die Zahl der Passagiere stark wachse, die Flughäfen baulich wie finanziell aber nicht mithalten können. Die Verspätungen wegen Grenzkontrollen sind so um 300 Prozent gestiegen, fünf Prozent der Passagiere versäumen sogar ihren Flug. Wegen der Probleme der Fluglotsen, Streiks und Personalmangel, sind die täglichen Verspätungen um bis zu 20 Prozent gestiegen.

Die EU-Kommission habe das Problem erkannt, so der Tenor der Fluglinien-Chefs, und es gebe auch Fortschritte. So werde derzeit ernsthaft darüber geredet, den oberen Luftraum zu öffnen, also wegzukommen von der derzeit nationalen Überwachung. Damit gebe es im Fall eines Lotsenstreiks keine komplette Sperre des Luftraums mehr. Weniger Regulierungen und da die richtigen, lautet der Tenor.

Unkomplizierte Reise

Für den vermutlich starken Sommer- und Ferienflugverkehr erwarten die Fluglinien, dass alle aus den schlechten Erfahrungen des Vorjahrs lernen. Die Passagiere hätten ein Recht darauf, möglichst unkompliziert und ohne Extrakosten an ihre Ziele gebracht zu werden. Zahlreiche Studien zeigen, dass die genannten Probleme die Flüge für die Passagiere verteuern, Stichwort Passagiersteuern, sowie tausende Jobs kosten und die Volkswirtschaft, also der Allgemeinheit, Milliarden Euro kosten.