Es ist ein tolles Unternehmen, das aus verschiedenen Gründen in eine unverdiente Insolvenz geschlittert ist“, sagte Ernst Lemberger von der Wiener Montana Holding vor einem Jahr über Ventana Kapfenberg. Kurz davor hatte die mehrheitlich zur Montana gehörende französische Ventana-Gruppe die pleitegegangene Obersteirische Feinguss übernommen und in Ventana Kapfenberg umbenannt.

Nicht nur 65 Arbeitsplätze waren gerettet, auch Investitionen in die Fertigungstechnologie wurden angekündigt. Doch stattdessen kam gestern überraschend das Aus für die Feingießerei. Die dritte Insolvenz nach 2011 und 2016 ist die letzte – eine Fortführung ist nicht geplant.
„Es ist schade, denn es geht viel Know-how verloren“, bedauert Lemberger nun im Gespräch mit der Kleinen Zeitung den Schritt. „Nach zwei Insolvenzen waren die industriellen Prozesse so durcheinander, dass es uns nicht mehr gelungen ist, das ins Lot zu bringen“, erklärt Lemberger einen der Gründe.

Preiserhöhungen nicht möglich

Ein weiterer seien personelle Aderlässe gewesen: „Gute Leute haben das Unternehmen verlassen.“ Und nicht zuletzt habe man es nicht geschafft, notwendige Preiserhöhungen bei den Kunden durchzusetzen. „Die Preise, die wir erzielten, waren nicht kostendeckend.“

Ventana (vormals Feinguss) erzeugte Präzisionsprodukte für eine Reihe von Industrien, darunter die Fahrzeug- und Luftfahrttechnik. Nach eigenen Angaben ist es die einzige Feingießerei in Österreich, in der alle Arten vergießbarer Stahl und Aluminiumwerkstoffe verarbeitet werden können. 60 Beschäftigte und 80 Gläubiger sind laut den Kreditschützern KSV und AKV vom Ende betroffen, zum Insolvenzverwalter wurde der Leobener Anwalt Helmut Fetz bestimmt.

In den Betrieb der Ventana Kapfenberg musste vom Eigentümer laufend Geld zugeschossen werden. Knapp die Hälfte der fast drei Millionen Euro Verbindlichkeiten sind Schulden im eigenen Konzern. Für die Mitarbeiter hat Lemberger eine Hoffnung: „Die Situation auf dem Facharbeitermarkt in Kapfenberg ist sehr angespannt. Das gibt den Betroffenen die Chance, schnell neue Jobs zu finden.“