Die EZB sollte aus Sicht ihrer Direktorin Sabine Lautenschläger trotz weiterhin schwacher Inflation beizeiten Vorkehrungen für eine Abkehr von der expansiven Geldpolitik treffen.

Die positiven Folgen der laxen Ausrichtung würden mit der Zeit schwächer, die Risiken dagegen würden zunehmen, sagte das Mitglied des sechsköpfigen Führungsteams der Europäischen Zentralbank (EZB) dem "Mannheimer Morgen" in einem am Samstag veröffentlichten Interview. "Es ist also wichtig, den Ausstieg rechtzeitig vorzubereiten", sagte sie. Entscheidend dafür sei ein stabiler Trend bei der Inflation hin zum Notenbankziel von knapp unter zwei Prozent. "Noch ist er nicht ganz da", sagte Lautenschläger. Trotzdem müsse die EZB das Thema angehen. Im EZB-Rat sollte Lautenschläger zufolge jetzt beantwortet werden, wie eine Rückkehr zu einer normalen Geldpolitik gestaltet werden könne. "In welchem zeitlichen Rahmen, mit welchen Instrumenten in welcher Abfolge? In welchen Schritten und wann fahren wir die Anleihekäufe zurück?"

Die Euro-Notenbank hält die Leitzinsen auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent, um für günstige Finanzierungsbedingungen zu sorgen. Zudem erwerben die Euro-Wächter monatlich für 60 Mrd. Euro Staatsanleihen und andere Wertpapiere, um Banken zur stärkeren Kreditvergabe an die Wirtschaft anzuregen. Das auf 2,28 Billionen Euro angelegte Programm ist in Deutschland umstritten. Es soll noch bis Ende Dezember laufen. EZB-Präsident Mario Draghi hatte unlängst eine Diskussion in der Notenbank über die Zukunft der Käufe für den Herbst in Aussicht gestellt.