Unter dem Titel "Silicon Austria" soll in Österreich ein neues Forschungszentrum für Mikroelektronik und Halbleitertechnologie entstehen. Die Standorte werden in Villach, Graz und Linz sein. Bundeskanzler Christian Kern, Infrastrukturminister Jörg Leichtfried präsentieren die Standorte zusammen mit den Landesräten Gabriele Schaunig (Kärnten), Barbara Eibinger-Miedl (Steiermark) und Michael Strugl (Oberösterreich). Mit an Bord auch die Präsidentin des Fachverbands für Elektro- und Elektronikindustrie und Infineon-Chefin Sabine Herlitschka.
Kern betont die Bedeutung dieses Projekts und streicht heraus, dass die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs deutlich besser ist, als noch vor einem Jahr erwartet. Er sieht das Ziel für die weitere Entwicklung in der Forcierung der Innovationsfähigkeit und der Ausbildung. "Österreich soll kein Billiglohnland werden", unterstreicht Kern. In der Mikroelektronik sieht Kern eine Schlüsseltechnologie der Digitalisierung. In Österreich gibt es bereits 190 Unternehmen in diesem Sektor. Auf dieser Basis müsse man aufbauen.
Silicon Austria: Österreich erhält Forschungszentrum für Mikroelektronik
Ein wichtiger Teil des Projektes ist die Bündelung der Forschung und Entwicklung in diesen Bereich, die bisher fragmentiert an Universitäten und in den Industrieunternehmen vorhanden ist. In einem ersten Schritt sollen laut Kern unmittelbar 500 Arbeitsplätze geschaffen werden. Kern sieht hier aber die Möglichkeit, dass in der Folge noch mehr neue Jobs entstehen.
"Besonderer Anlass"
Infrastrukturminister Leichtfried erinnert an die Stahlkrise der 1970er und 80er Jahre. Damals habe man richtig reagiert und sich auf Nischenprodukte spezialisiert. Das habe dazu geführt, dass die heimischen Spitzenunternehmen bei der Digitalisierung mit dem weltweiten Mitbewerb mithalten kann.
Dieses Beispiel will er auf den Bereich Mikroelektronik umlegen. Es gäbe bereits gute Unternehmen in diesem Bereich, nun ginge es darum, Österreich hier an die Weltspitze zu bringen. Deshalb soll ein Forschungszentrum für Mikroelektronik auf Weltklasse-Niveau entstehen. Insgesamt werden von Bund und Ländern 140 Millionen Euro beigesteuert. Die Industrie werde noch einmal soviel beisteuern, gesamt also 280 Millionen Euro. Das Budget steht für fünf Jahre zur Verfügung.
Da es mit Villach, Graz und Linz bereits drei Standorte mit Mikroelektronik gibt, wird das Forschungszentrum auf diese drei Städte aufgeteilt. In Villach gibt es das Knowhow für Sensortechnik, in Linz wird am Hochfrequenzbereich geforscht, in Graz wird an der Systemintegration gearbeitet. Hier werde auch die Gesamtkoordination verortet sein. Das Ziel sei: Österreich solle das Land der Mikroelektronik werden.
"Innovativste Branche"
Infineon-Chefin Herlitschka unterstreicht die Bedeutung der Branche: "Es gibt rund 200 Unternehmen mit 80 Milliarden Euro Umsatz." Deshalb sei "Silicon Austria" für sie besonders wichtig. Für sie ist Österreich durchaus in der Lage hier am internationalen Markt mitzuspielen. Sie verweist auf das Buch "Der Herr der Ringe", bei denen "Kleine auch viel leisten".
Schaunig bestätigt die Bedeutung der Infineon als wichtiger Arbeitgeber. Ihr ist es wichtig, zu zeigen, dass Kärnten mehr zu bieten hat als Seen. Mit dem Silicon Alps Cluster mit Standort Villach gibt es bereits eine gut etablierte Organisation, welche die Zusammenarbeit der Unternehmen stärkt. Eibinger-Miedl betont, wie wichtig die gute Kooperation der Universitäten mit der Industrie. Die Steiermark habe mit dem Mobilitätscluster sehr früh auf Cluster gesetzt. Außerdem haben 19 Kompetenzzentren ihren Standort in der Steiermark.
Oberösterreichs Landesrat Strugl will mit Silicon Austria den Industriestandort Oberösterreich weiter stärken. Bereits jetzt seien 25 Prozent der Industrie in dem Bundesland. Auch im Bereich Mikroelektronik gäbe es bereits einige international aufgestellte Unternehmen. Natürlich seien auch die "Anwender" aus der Industrie stark in dem Land vertreten. Auch er betont die Forschungsaktivitäten der Universität Linz und der Fachhochschulen des Landes.