Die Supermarktkette Merkur setzt beim Marketing nun auch auf Roboter: In ausgewählten Filialen sollen Kunden von einem Roboter begrüßt und über Angebote informiert werden. Insgesamt drei "Pepper"-Roboter sollen in den Märkten zum Einsatz kommen. Der Android kostet um die 20.000 Euro - ohne Software. Wie viel diese kostet, wollten die Programmierer nicht verraten.
"Es ist ein reines Marketingtool", sagte Merkur-Vorstand Harald Mießner am Montag bei der Präsentation des neuen "Mitglieds in der Merkur-Familie". Im Rahmen eines Projekts mit dem deutsch-österreichischen Start-up Humanizing Technologies wurde der Roboter darauf programmiert, Kunden über Rabatte, Rezepte und Neuigkeiten zu informieren. Der humanoide Automat kann auch Witze erzählen, tanzen und Grüße senden.
Kindchenschema
Der Roboter ist 1,20 Meter groß, wiegt 28 Kilo und ist "gesellschaftlich anerkannt", so Tim Schuster, CEO von Humanizing Technologies. "Durch das Kindchenschema wirkt sie sehr empathisch und keinesfalls bedrohlich." "Pepper" werde wegen der Silhouette und dem kindlichen Schema als weiblich definiert und könne einem "8-jährigen Kind" gleichen. Dass "Pepper" nicht menschlicher aussieht, liege daran, dass Menschen sich vor "zu menschenähnlichen" Maschinen fürchten würden.
Merkur setzt humanoiden Roboter als Marketing-Gag ein
Merkur ist übrigens bei weitem nicht das erste Unternehmen, das den "Pepper"-Roboter einsetzt. Beim Landesenergieversorger Salzburg AG etwa empfängt er seit Anfang Juli Personal und Kunden. Weltweit sind laut Dimitrios Prodromou von Humanizing Technologies über 1.000 "Peppers" permanent im Einsatz, Vorreiter in Europa sei Frankreich. In französischen Carrefour-Märkten gebe es um die 30, bei Renault über 100. Auch auf Aida-Kreuzfahrtschiffen sind die Roboter schon länger unterwegs und beantworten in verschiedenen Sprachen häufig gestellte Fragen der Urlauber.
Die Programmierer werden nicht müde, zu betonen, dass der Roboter kein Ersatz für den Mensch und Personal sein soll. "Keinesfalls bedeutet die Anwesenheit von 'Pepper', dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Merkur nun schrittweise eingespart werden", versicherte auch Mießner.
Projekt für Altenpflege
Im Oktober soll hierzulande ein zweijähriges Projekt starten, indessen Rahmen der Roboter in der Altenpflege, etwa bei Demenzkranken im Frühstadium, getestet wird. Zum Einsatz kommen soll der Plastikroboter sowohl in Altersheimen als auch bei alleinlebenden Menschen. "Pepper" soll zum Beispiel Gymnastikübungen vorführen oder für Gehirnjogging, zum Beispiel Memory spielen, verwendet werden. Denkbar wäre auch eine Erinnerungsfunktion für die Einnahme von Medikamenten oder für regelmäßiges Trinken.
Erste positive Erfahrungen hat die TU Wien in diesem Bereich bereits mit dem Heimassistenten "Hobbit" gemacht. Im Zentrum stand hier die Sturzvermeidung beziehungsweise -erkennung bei alleinlebenden Menschen. Ein anderes Projekt ist "Squirrel", bei dem Roboter das Chaos am Kinderzimmerfußboden beseitigen sollen. Das Aufräumen soll dem Roboter zuvor von Kindern beigebracht werden, erklärte Michael Zillich von der TU Wien.
Ein Roboter pro Haushalt
"Eine Idee für die Zukunft wäre ein Roboter pro Haushalt, wenn er erschwinglich wird", so Prodromou zur APA. Der "Pepper"-Roboter könnte auch in der Psychologie zur Verwendung kommen und mit entsprechender Software etwa analysieren, wie Menschen mit ihm sprechen und auf ihn reagieren. Man könnte ihn auch darauf programmieren, sich alles zu merken, was ihm erzählt wird. Es sei erstaunlich, wie Menschen mit dem Roboter sprechen. Die Roboter, die bei Merkur zum Einsatz kommen, haben diese Funktion jedoch nicht - für solche Vorhaben müsse man zuerst die rechtliche Lage klären.
Entwickelt wurde "Pepper" von der französischen Firma Aldebaran Robotics und dem japanischen Mobilfunk-Anbieter Softbank, der den französischen Hersteller 2012 gekauft hatte.