Der Börsengang der polnischen Raiffeisen-Tochter Polbank in Warschau ist verschoben worden. Die in Wien börsennotierte österreichische Raiffeisen Bank International (RBI) hat für die ausgelobten 15 Prozent des Bankkapitals der polnischen Tochter bis zum Ende der Zeichnungsfrist heute, Donnerstag, nicht genug Käufer gefunden.
Grund für den Aufschub sei "das nicht ausreichende Interesse am Angebot innerhalb der Parameter, zu denen sich die RBI gegenüber der polnischen Aufsichtsbehörde im Zusammenhang mit einem Listing der Aktien der Raiffeisen Bank Polska an der Warschauer Börse verpflichtet hat", erklärte die RBI am Donnerstagabend in einer Aussendung.
Die Entscheidung zur Verschiebung enthalte noch keinen Zeitplan, der die bisherige Angebotsfrist ersetze. Im Zusammenhang mit der Entscheidung zum Aufschub des Börsengangs habe die RBI einen Nachtrag zum Emissionsprospekt eingereicht, der noch der Genehmigung des polnischen Regulators bedürfe. Mit dem Regulator führe die RBI derzeit Gespräche über die weitere Vorgangsweise.
Zum Verkauf verpflichtet
Beim Kauf der polnischen Bank 2012 hatte sich die RBI gegenüber der polnischen Bankenaufsicht verpflichtet, mindestens 15 Prozent der Aktien der Tochter (damals bis zum 30. Juni 2016) an der Warschauer Börse zu listen. Im Mai 2016 einigten sich die Österreicher mit dem polnischen Regulator darauf, dass die Pflicht zum Börsengang auch dann als erfüllt gälte, wenn bis Ende 2016 ein Verkauf der Polbank an eine polnische börsenotierte Bank erfolgte. Im Dezember 2016 aber scheiterte ein solcher Verkauf. Die Pflicht zum Going Public lebte damit wieder auf. Diesmal sollte es zur Jahresmitte 2017 so weit sein.
Über hundert Investoren wurden angesprochen, Road Shows liefen in London und Warschau. Zuletzt war die Erstnotiz der Polbank für 19. Juli angepeilt. Eine Klausel im Börsenprospekt sah vor, dass Raiffeisen den Börsengang verschieben könne, wenn unerwartete Marktverhältnisse dagegen sprechen oder aus einem IPO nicht vertretbare Verluste erwachsen würden.
Massives Sparprogramm
Die Polbank selbst wird gerade einem massiven Sparprogramm unterzogen. Viele Filialen werden geschlossen, Hunderte Stellen abgebaut. Unsicherheiten birgt in Polen auch nach wie vor noch das bankrechtliche Umfeld, außerdem haften in der polnischen Raiffeisen-Tochter Milliarden in Frankenkrediten aus.
Am Börsenplatz Wien hielt sich die Trauer über den abgeblasenen Börsengang der RBI-Tochter in Warschau in Grenzen. Im Gegenteil: Als am Nachmittag kurz vor Ende der Zeichnungsfrist für Polbank-Anteile Spekulationen durchsickerten, ging es mit dem RBI-Kurs deutlich nach oben. Die RBI-Aktie schloss in Wien mit 2 Prozent im Plus.