Die Arbeiterkammer klagt nun erstmals ein Wiener Bauunternehmen, das von einer Scheinfirmenkonstruktion profitiert haben soll. Konkret sollen die Löhne von acht Arbeitern eingeklagt werden, hieß es im Ö1-Morgenjournal am Montag.

Die Arbeiter aus Rumänien waren für ein Bauunternehmen auf mehreren Baustellen tätig. Doch ohne ihr Wissen sollen sie laut AK auf eine Scheinfirma umgemeldet worden sein. Die acht Arbeiter waren jedoch weiterhin der Meinung, für das Ursprungsunternehmen zu arbeiten.

Allerdings sei ihnen deutlich weniger Lohn ausgezahlt worden, als abgemacht. Außerdem wurden sie aufgefordert, ihre Stundenaufzeichnung zu manipulieren. Doch die besagte Scheinfirma hat nicht nur den Lohn zurückgehalten, sie hat auch keine Sozialabgaben an die Gebietskrankenkasse weitergeleitet. Inzwischen ist die Scheinfirma in Konkurs.

Über Hundert Fälle

Insgesamt seien Anfang des Jahres mehr als hundert Personen als Mitarbeiter über diese Scheinfirma bei der Gebietskrankenkasse angemeldet worden, die Finanzpolizei ermittle. Andere Unternehmen hätten diese Scheinfirma genutzt, damit sie weniger Steuern, Sozialabgaben und Löhne zahlen müssen, so die AK gegenüber Ö1.

Nun werde gegen eine dieser Baufirmen vorgegangen. Die AK klagt Lohn und Lohnnebenkosten ein. Der Ausgang der Klage könnte richtungsweisend sein. Denn bisher hat in solchen Fällen der Insolvenzausgleichsfonds, also der Steuerzahler, die offenen Rechnungen übernommen. Jene Firmen, die solche Konstruktionen nutzen, bedienen sich quasi an den Mitteln der öffentlichen Hand.

Eigentümer wehrt sich

Der Eigentümer der beklagten Firma weist die Vorwürfe zurück und will im Gegenzug die acht Arbeiter klagen.

Eine Liste der ab 1. Jänner 2016 rechtskräftig festgestellten Scheinunternehmen ist auf der Homepage des Finanzministeriums veröffentlicht und zählt mittlerweile über 90 Einträge. Beauftragen Unternehmen offensichtliche Scheinfirmen, werden sie haftbar und müssen für Ansprüche aufkommen.