Im April 2011 war noch alles eitel Sonnenschein: Media-Saturn erwarb 90 Prozent am Discount-Onlineshop Redcoon. Bis dahin war es der Tochter des Handelsgiganten Metro nicht gelungen, ein passables Onlinegeschäft aufzubauen. Redcoon mit Hauptsitz im deutschen Aschaffenburg betreibt Onlineshops in Deutschland, Italien und Polen. Gegründet wurde die Plattform 2003 vom ehemaligen Media-Markt-Manager Reiner Heckel, 2009 stieg der Kärntner Elektronik-Händler Hannes Majdic, hierzulande mit Electronic4you im Onlinehandel erfolgreich, bei Redcoon ein, um ihn 2011 dann an Media-Saturn zu verkaufen. Die kolportierte Kaufsumme: 210 Millionen Euro, Dritteleigentümer Majdic soll demnach rund 70 Millionen Euro am Verkauf verdient haben. 2013 zog Media Saturn noch eine Option und erwarb die bis dahin noch bei Heckel verbliebenen zehn Prozent.

Redcoon loswerden?

Nun vermeldet die deutsche „Lebensmittel-Zeitung“, Media-Saturn versuche, Redcoon loszuwerden, wohl weil sich die hohen Erwartungen in die Neo-Tochter nicht erfüllt hätten. Diese schrieb zuletzt steigende Verluste bei sinkenden Umsätzen. Für Experten ist aber klar: Mit Redcoon holte sich Media-Saturn einst die dringend benötigte Online-Kompetenz ins Haus, während Redcoon die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen konnte. Noch vor wenigen Wochen verneinte Metro-Vorstand Pieter Haas eine Trennung von der Vertriebstochter aus – vermutlich, weil Media-Saturn hinter den Kulissen eine ganz andere Strategie zu verfolgen scheint. Nämlich eine Rückabwickelung des Verkaufs über ein Schiedsgericht.

Laut deutscher „Lebensmittel-Zeitung“ summierten sich die Forderungen an die Ex-Gesellschafter Heckel, Majdic und Jürgen Bartsch, die verklagt worden sein sollen, auf bis zu 300 Millionen Euro. Die Summe umfasse den damaligen Kaufpreis sowie bislang aufgelaufene Verluste. Argumentiert werde diese Forderung von Media-Saturn-Anwälten mit „mindestens 60 Kartellrechtsverstößen“ der Ex-Gesellschafter. Bei den angeblichen Verstößen, die bereits vor dem Kauf begangen worden sein sollen, handele es sich um „preisbezogene Kommunikation zwischen Redcoon-Angestellten und verschiedenen Lieferanten des Onlinehändlers.“

Weder Majdic noch Media-Saturn waren für die Kleine Zeitung bisher für Stellungnahmen erreichbar.