Italien bleibt ein wirtschaftliches Sorgenkind der EU. Geht es dem Norden besser?
SERGIO BOLZONELLO: Friaul Julisch Venetien entwickelt sich deutlich besser. Die Region verzeichnet seit zwei Jahren Wachstum. Export und Handel haben sich merkbar zugelegt. Am besten geht es dabei dem Maschinenbau und dem Schiffsbau. Auch die Möbelindustrie, wo wir Cluster gebildet haben, verzeichnet Zuwächse.
Im Tourismus profitiert Mitteleuropa von Stabilität und Sicherheit. Auch Friaul?
Seit zwei Jahren entwickelt sich unser Tourismus positiv. In diesem Zeitraum haben wir 690.000 Nächtigungen mehr erreicht. Auch die heurige Saison hat stark begonnen, vor allem mit Gästen aus Österreich und Deutschland.
Deren Urlaubsverhalten hat die Alpen Adria Universität Klagenfurt untersucht. Die Leute lieben die Obere Adria, sie wollen aber mehr Qualität und schönere Orte. Wie treiben Sie das voran?
Diese Studie hat uns sehr geholfen. Die Regionalregierung hat vor wenigen Tagen eine Finanzierung von 20 Millionen Euro beschlossen, die Tourismusunternehmen bei Investitionen unterstützt. Unternehmer können jeweils mit bis zu 200.000 Euro gefördert werden. Das ist aber erst der Anfang. Es werden weitere fünf Millionen Euro für zusätzliche Impulse folgen. Die Region wird außerdem auch größere Projekte unterstützen.
Ein aktuelles Projekt ist eine Wein- und Genuss-Straße, die Strada del Vino e Sapori. Was ist das Besondere daran?
Weingebiete und regionale Produzenten sollen gemeinsam auftreten. Friaul Julisch Venetien bewirbt dann ein Angebot mit seinen verschiedenen herausragenden Qualitäten. Das Ziel ist, die Eigenheit der vielen kleinen Produzenten zu bewahren, aber als Strada del Vino e Sapori in seiner Gesamtheit dem Gast vorzustellen.
Was muss die Regierung in Rom tun, damit Italien reüssiert?
Italien muss auf die großen Themen Innovation und Digitalisierung setzen. Die Regierung muss Impulse geben, machen müssen es die Unternehmen, um international am Markt wettbewerbsfähig zu sein.
Kann man die Mittelmeerroute, wie es Außenminister Sebastian Kurz fordert, für Flüchtlinge schließen?
Den Flüchtlingsstrom ganz zu stoppen ist nicht möglich. Er wird zur Normalität. Man muss Systeme finden, damit reguliert umzugehen. Das kann nicht Italien allein, das muss Europa machen. In Friaul ist die Situation momentan unter Kontrolle.
Adolf Winkler