In der World-Check-Datenbank, mit der sich Banken weltweit gegen Geschäfte mit potenziell gefährlichen Kunden schützen, sollen auch viele unschuldige Menschen und Organisationen aufgelistet sein. Das hat eine Recherche von "Süddeutscher Zeitung" und NDR gemeinsam mit weiteren internationalen Medien ergeben.
Die Journalisten hatten demnach Einblick in einen World-Check-Datensatz mit mehr als zwei Millionen Profilen aus dem Jahr 2014, auf den der amerikanische Sicherheitsexperte Chris Vickery vergangenes Jahr auf einem Internet-Server gestoßen war.
Fehlerhafte, überholte Profile
Die Daten offenbarten, dass viele der Aufgelisteten dort zu Unrecht stünden, berichten "Süddeutsche" und NDR. Profile seien teilweise fehlerhaft oder nicht auf dem neuesten Stand. Es seien Menschen und Organisationen dabei, gegen die ergebnislos ermittelt wurde oder die umstritten und unbequem sind, aber nicht kriminell. Als Beispiele wurden die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, die Tierschutzorganisation Peta, die Umweltschutzorganisation Greenpeace oder Oppositionspolitiker etwa aus Sri Lanka und Eritrea genannt.
Personen und Organisation mit einem Eintrag bei World-Check müssen mit erheblichen Schwierigkeiten bei Bankgeschäften rechnen. Spendenfinanzierten Organisationen drohen Nachteile beim Einwerben der Mittel.
Woher die Daten stammen
Die World-Check-Datenbank ist ein Dienst des Informations- und Medienkonzerns Thomson-Reuters. Der Konzern betonte auf Anfrage der Journalisten, die Informationen stammten vor allem aus Regierungs- und Justizdatenbanken, von Aufsichts- und Strafverfolgungsbehörden, der EU und den Vereinten Nationen.
Auch viele Institute in Deutschland nutzen laut dem Bericht den Dienst, darunter die meisten großen Privatbanken und fast alle Genossenschaftsbanken. Auf Anfrage der Rechercheure hieß es bei der deutschen Kreditwirtschaft, man fordere die Schaffung verbindlicher Listen durch die EU. Wie die "Süddeutsche" schrieb, hält die Branche die Qualität der World-Check-Daten für nicht ausreichend.