Fairtrade, Bio, Zertifikate, Regionales, Frisches und eine eigene Luxuslinie vor Weihnachten und Ostern: Wenn Christian Schug, Chef von Lidl Österreich, durch die Gänge führt, wird deutlich, dass Lidl bei der Ersteröffnung 1998 mit dem Lidl von heute nicht mehr viel gemein hat. "Wir sind einem ständigen Wandel unterworfen", sagt Schug und bekennt sich zum Diskont. "Aber Diskont heute ist etwas ganz anderes als vor zehn Jahren."

Das mit Ende Februar abgeschlossene Geschäftsjahr lief für Lidl Österreich erfreulich. Der Umsatz erhöhte sich um 100 Millionen Euro auf 1,2 Milliarden. Die Kette betreibt nun 220 Standorte bundesweit, im Vorjahr sind 13 neue eröffnet worden. Mit einem Marktanteil von rund sechs Prozent behauptet Lidl hinter Rewe (Billa, Merkur, Penny, Adeg), Spar und Hofer Platz vier. Die Investitionen 2017 werden sich wieder bei 100 Millionen bewegen, erklärt Schug. Abgeschlossen sei die "Expansion in die Qualität", das heißt, alle Standorte sind modernisiert.

1500 neue Jobs in drei Jahren

Der Fokus liegt wieder stärker auf der Flächenexpansion. In diesem und in den nächsten Jahren plant Lidl acht neue Filialen jährlich, 2017 je eine auch in Kärnten (Wernberg) und in der Steiermark (Graz). In Kärnten gibt es 23 Lidl-Filialen und 390 Mitarbeiter, in der Steiermark 32 Standorte und rund 700 Beschäftigte. In ganz Österreich hat Lidl 4800 Mitarbeiter, zuletzt mit stark steigender Tendenz: "In drei Jahren haben wir 1500 neue Arbeitsplätze geschaffen", freut sich Schug. Dieses Jahr sollen bis zu 150 neue Jobs entstehen.

Aktuelle Stoßrichtung von Lidl ist der urbane Raum, speziell Wien. In der Hauptstadt will die Handelskette ein Pilotprojekt starten und mit Partnern in den Hochbau gehen. So könnten über einem Lebensmittelmarkt etwa ein Studentenheim, Kindergarten oder Wohnraum entstehen. Die durchschnittliche Größe eines Lidl-Marktes liegt bei 800 Quadratmetern, aber auch größere Flächen seien willkommen. Das Credo laute "Einfachheit, Vielfalt und günstige Preise". Schug beobachtet da einen Vorteil gegenüber Hypermärkten.

Im Bereich der immer wichtiger werdenden Convenience (halbfertige und essfertige Produkte) testet das Unternehmen derzeit "Lidl to go". Mit Hotdogs, kleinen Pizzen, Leberkässemmeln und Grillhendel rückt Lidl anderen Fast-Food-Anbietern zu Leibe. In Städten werde das Konzept gut angenommen.

Das gilt übrigens auch für die Verbannung der Einwegtragetaschen aus Plastik, die der Handel im Juli 2016 gemeinsam gestartet hat.

50 österreichische Lieferanten profitieren auch vom Lidl-Vertriebsnetz mit 10.000 Filialen in 30 Ländern. Über die Zusammenarbeit mit Lidl haben heimische Hersteller 2016 650 Millionen Euro umgesetzt, den Großteil davon (über 200 Millionen Euro) mit frischen Lebensmitteln. Über vier Millionen Flaschen Wein, 500 Tonnen Wurst und 1500 Tonnen Käse fanden so den Weg in die Regale von Lidl-Märkten in Europa.
Im fixen, 1500 Artikel umfassenden Sortiment der österreichischen Lidl-Filialen stammt rund ein Drittel der Waren von heimischen Produzenten.