Ruhig und gleichmäßig dreht sich die Scheibe im Stromzähler, die rote Markierung wird sichtbar und auf der mechanischen Ziffernanzeige bewegt sich die Kommastelle weiter. Seit über einem Jahrhundert verrichten die Ferraris-Zähler in Österreichs Haushalten ihre Dienste. Doch nun naht ihr Ende.
Nach ersten Testphasen beginnt heuer die flächendeckende Ausrollung der Smart Meter. Die intelligenten Zähler sollen helfen, die Stromrechnung zu reduzieren, in dem sie Verbrauchsspitzen anzeigen. Doch eine niederländische Studie stellt die Kostenersparnis in Zweifel.
Zehn Smart Meter wurden in unterschiedlichen Szenarios getestet. Das Ergebnis war ernüchternd: Nur die Hälfte der Geräte gab korrekte Messergebnisse wieder, ein Smart Meter zeigte sogar einen sechsmal höheren Verbrauchswert an.
Suche nach Messverfahren
Andreas Eigenbauer verteidigt die Studie. Der Vorstand des österreichischen Stromregulators E-Control betont, dass in der Studie bewusst Extremsituationen getestet werden. „Es geht darum herauszufinden, welche Messverfahren für Smart Meter am besten geeignet sind. Ausfälle gab es nur bei Geräten, die vor 2013 auf den Markt gekommen sind.“
Eigenbauer kann die rund 600.000 Haushalte beruhigen, die schon mit intelligenten Stromzählern ausgerüstet sind. „In Österreich startet die Ausrollung gerade erst. Deshalb sind diese älteren Geräte nicht im Einsatz. Außerdem gibt es im Gegensatz zu Deutschland oder den Niederlanden noch eine zusätzliche Prüfung: Jeder Smart Meter muss vom Eichamt zugelassen werden.“
Kunde muss reagieren
Sowohl in der Steiermark wie auch in Kärnten wurden Smart Meter in Pilotprojekten getestet. Wie viel Strom sich wirklich einsparen lässt, hänge vom Kunden ab, erklärt Urs Harnik, Sprecher der Energie Steiermark (Estag): „Der Smart Meter ist eine Hilfe, um Stromfresser zu finden. Was der Kunde mit der Information macht, ist ihm überlassen.“ Harnik sieht ein Energiespar-Potenzial von rund fünf bis 15 Prozent.
Ähnliche Erfahrungen hat man in Kärnten gemacht, erklärt Kelag-Projektmanager Gerald Obernosterer. „Es hängt wirklich davon ab, wie sehr man bereit ist, sein eigenes Verhalten zu ändern. Das beginnt bei einfachen Dingen, wie einen Deckel auf jeden Topf am Herd zu tun.“
Mega-Projekt
Die Umstellung stellt beide Stromkonzerne vor große Herausforderungen. In der Steiermark sind rund 900.000 Zähler installiert, in Kärnten 300.000. Laut Estag sollen die Ausrollung in drei Jahren abgeschlossen werden. Ab Ende des Jahres werden pro Tag 1000 Zähler ausgetauscht. Die Estag arbeitet dabei mit 26 kleineren Netzanbietern in der Steiermark zusammen.
Bei der Kelag wurden 30 zusätzliche Elektrotechniker angestellt. Sie macht die Umstellung im Gleichklang mit den Stadtwerken Kapfenberg. 360 Zähler sollen ab Juni täglich ausgetauscht werden. Pro Monteur sind das bis zu zehn Geräte am Tag. Bis 2020 sollen die Drehstromzähler in fast allen Haushalten Geschichte sein.
Roman Vilgut