Österreichs Chefetagen sind auch im Jahr 2017 männlich. Nur 18,4 Prozent der Führungskräfte mittelständischer Unternehmen sind weiblich. Die Quote stagniert seit zwei Jahren, erhob das Beratungsunternehmen EY bei 900 Firmen mit 30 bis 2.000 Mitarbeitern. In 40 Prozent der Unternehmen sitzt keine einzige Frau in der Führungsetage.
"Wir sind nach wie vor weit von einer paritätisch besetzten Geschäftsführung entfernt", konstatiert Elfriede Baumann von EY. Seit zwei Jahren tut sich puncto Frauenanteil kaum etwas - es ist sogar schlechter geworden: Heuer glauben nur mehr 43 Prozent der befragten Unternehmen, dass ein höherer Anteil von Frauen in Führungspositionen den Unternehmenserfolg positiv beeinflusst. 2016 sah noch eine knappe Mehrheit von 51 Prozent einen Zusammenhang.
Frauenförderung: Rückläufige Entwicklung
Baumann ist zweckoptimistisch: "Der positive Aspekt dieses Ergebnisses ist, dass immer noch deutlich mehr Betriebe einen Zusammenhang zwischen einem höheren Anteil von weiblichen Führungskräften und dem Unternehmenserfolg sehen als tatsächlich Frauen in der Geschäftsführung beschäftigen oder die Karriere von Frauen aktiv fördern."
Lediglich 23 Prozent der befragten Unternehmen gaben bei der jüngsten EY-Befragung an, Frauen aktiv zu fördern. 2016 waren es noch 25 Prozent gewesen. Besonders hoch ist der Anteil bei großen Firmen mit mehr als 100 Millionen Euro Jahresumsatz (34 Prozent). In kleinen Unternehmen mit weniger als 30 Mio. Euro Umsatz betreiben nur 19 Prozent aktive Frauenförderung.
Was aktive Frauenförderung ist, wird höchst unterschiedlich gesehen: Spezielle Trainings werden ebenso angeführt wie flexible Arbeitszeitmodelle (je 10 Prozent). 6 Prozent versuchen, die Gehaltsunterscheide zwischen Frauen und Männern in gleicher Position zu minimieren.
Probleme bei der Suche
Mehr als jedes dritte Unternehmen hat nach eigenen Angaben Probleme bei der Suche nach weiblichen Fachkräften. Besonders schwer tun sich Elektrotechnikbetriebe (52 Prozent) und der Kraftfahrzeugbau (50 Prozent).
Der Frauenanteil in Führungspositionen indes ist bei kleinen Unternehmen deutlich größer. Die Unternehmen mit bis zu 30 Millionen Euro Umsatz beschäftigen im Schnitt 20 Prozent Frauen in Führungspositionen, bei mittleren Betrieben mit 30 bis 100 Millionen Euro Umsatz beträgt die Quote 16 Prozent und bei großen Konzernen nur 13 Prozent. "Eine Erklärung dafür dürfte sein, dass kleinere Unternehmen im Bemühen um Fachkräfte kreativer und flexibler sein müssen als größere Unternehmen. Sie können es sich daher nicht leisten, Frauen an die gläserne Decke stoßen zu lassen", so Baumann.
Im Bundesländervergleich haben Wiener Unternehmen mit 24 Prozent den höchsten Frauenanteil in der Chefetage. Schlusslicht ist Vorarlberg mit 13 Prozent.