Der Wecker läutet, die Kafeemaschine brummt, es folgt der Griff in den Kühlschrank: ein Schluck Milch im Kaffee gehört für viele zum Start in den Tag. Rund 76,4 Kilogramm Milch pro Jahr verbraucht jeder Österreicher.

Doch trotz hoher Absatzzahlen liefen die Geschäfte der Milchbauern im vergangenen Jahr schlecht. Einerseits sind Kunden bei Lebensmittel sehr preissensibel, auf der anderen Seite herrscht in vielen Bereichen Überproduktion.

Die Leidtragenden sind die Landwirte. Binnen zwei Jahren ist der Produzentenpreis bei Milch um rund 30 Prozent gesunken. Den Schweinebauern geht es ähnlich und auch im Ackerbau schwinden die Einnahmen, die Getreidelager sind voll.

Expertengruppe

Die angespannte Lage hat die EU dazu veranlasst, tätig zu werden. Im Jänner 2016 wurde eine zwölfköpfige Expertengruppe zusammengestellt. Keine EU-Beamten, sondern Forscher und Praktiker aus der Landwirtschaft sollten einen Weg aus der Krise finden. Im November hat die sogenannte „Taskforce Agrarmärkte“ ihre Vorschläge präsentiert. Deutlich werden dabei die Probleme beschrieben, mit denen Europas Bauern konfrontiert sind.

Ein wichtiger Punkt: die Marktmacht der Handelskonzerne. Über zehn Millionen Landwirte stünden europaweit wenigen großen Lebensmittelketten gegenüber. Diese würden ihre Position nützen, um Landwirten ihre Handelsbedingungen zu diktieren, lautet ein Befund.

Monopole

„In Europa wünschen wir uns die Macht der freien Märkte, doch was wir sehen ist die Macht der Monopole“, sagte Elisabeth Köstinger bei der öffentlichen Anhörung zu den Taskforce-Vorschlägen im EU-Parlament. Die Europaabgeordnete der EVP ist Vizepräsidentin des Bauernbundes und hat mit zahlreichen Landwirten über deren prekäre Lage gesprochen.

Lobende Worte für die Arbeit der Taskforce kamen von Landwirtschaftskommissar Phil Hogan. Noch heuer wolle er auf Basis der Empfehlungen Gesetzes-Vorschläge erarbeiten. Gleichzeitig bremste er allerdings die Erwartungen: Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager müsse diesen Entwürfen zustimmen. Und ihre Aufgabe ist, Lebenserhaltungskosten für Konsumenten niedrig zu halten.

Handel wehrt sich

Will man faire Preise für Kunden und Erzeuger, kann man nur bei der Gewinnspanne des Handels ansetzen. Doch das wird von Wirtschaftsvertretern abgelehnt. „Es besteht enormer Wettbewerb“, sagt Markus Stock, Leiter der Wirtschaftskammer-Niederlassung in Brüssel. Ihn stört auch das Bild, das vom Handel gezeichnet wird.

„Supermarktketten piesacken die Bauern doch nicht. Bei hoher Qualität werden sogar höhere Preise gezahlt.“ Ähnlich argumentiert der Direktor der Lobby-Organisation Eurocommerce, Niel McMillan. „Landwirte sollen gut verdienen. Deshalb haben wir eine freiwillige Initiative zur Stärkung der Lieferanten gestartet. Wir brauchen hier keine EU-Gesetze.“