Die Stimmung war explosiv, die Menschen in Venezuela verfügten praktisch über kein Bargeld mehr: Wegen anschwellender Proteste und Plünderungen in mehreren Teilen des Landes hat Präsident Nicolas Maduro zunächst für ungültig erklärte Geldscheine wieder freigegeben. Mit dem Beschluss vom Samstagabend bleibt die tags zuvor wertlos gewordene 100 Bolivar-Banknote nun doch bis zum 2. Jänner nutzbar.
Der Staat mit den weltweit größten Erdölreserven leidet unter einer Hyperinflation. Der Wegfall des meistverwendeten Geldscheins hatte zum Chaos geführt, weil die neuen 500-Bolivar-Banknoten noch nicht im Umlauf waren. Bei den Geldinstituten waren Lieferungen aus Druckereien in den USA und Großbritannien nicht rechtzeitig eingetroffen, wie es aus Bankenkreisen hieß.
Ausnahmezustand nach Plünderungen
In den vergangenen Tagen hatten sich deswegen lange Schlangen vor den Banken gebildet, auch Bankomaten gaben kein Bargeld mehr heraus. In mehreren Orten kam es am Samstag zu Gewaltausbrüchen. Einem Bericht der Zeitung "El Nacional" zufolge rief der Bürgermeister der Gemeinde Sifontes im südlichen Bundesstaat Bolivar den Ausnahmezustand aus, nachdem Geschäfte geplündert worden waren.
Maduro: "Internationaler Sabotageakt"
Maduro sprach im Fernsehen von einem "internationalen Sabotageakt". Im Ausland seien Flugzeuge, die mit den neuen Geldscheinen für Venezuela beladen gewesen seien, zum Umsteuern gezwungen worden. Die Regierung habe aber bereits neue Lieferungen organisiert.
Hunderte Venezolaner überquerten inzwischen die Grenze zu Kolumbien, obwohl die Regierung in Caracas den Grenzdurchgang geschlossen hatte. Die Menschen durchbrachen die Absperrungen der Sicherheitskräfte, wie der Sender "Caracol Radio" berichtete. Die venezolanische Regierung hatte die Grenzschließung mit dem Kampf gegen Schmuggler begründet.
Venezuela kämpft mit der höchsten Inflation weltweit. Die Regierung macht keine offiziellen Angaben zur Teuerungsrate, aber Experten rechnen mit 600 bis 700 Prozent Inflation im laufenden Jahr. Für 2017 erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) sogar eine Inflationsrate von mehr als 1.600 Prozent.
Zudem leidet Venezuela seit langem unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise. Wegen des niedrigen Ölpreises besitzt das Land kaum noch Devisen. Betriebe können deshalb fast keine Rohstoffe aus dem Ausland einkaufen. In den Supermärkten fehlt es an Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs.