Die in Turbulenzen steckende zweitgrößte deutsche Fluglinie Air Berlin wechselt ihren Chef aus. Stefan Pichler habe sich entschlossen, das Unternehmen zu verlassen, nachdem er zwei Jahre lang an der strategischen Neuausrichtung gearbeitet habe, teilte Air Berlin am Sonntag mit und bestätigte damit Insider-Informationen vom Samstag.
Sein Nachfolger Thomas Winkelmann kommt vom Konkurrenten Lufthansa, wo er mehr als neun Jahre die Billigtochter Germanwings leitete. Zuletzt war er Chef des Lufthansa-Drehkreuzes München.
Pichler wolle nun in seine Heimat Australien zurückkehren, erklärte Air Berlin. Reuters hatte von Insidern erfahren, Pichler müsse auf Druck des Air-Berlin-Großaktionärs Etihad gehen. Pichlers Aufgabe sei mit der Neuausrichtung der zweitgrößten deutschen Fluglinie erledigt. Der frühere Thomas-Cook -Manager Pichler hatte den Chefposten bei dem Lufthansa -Konkurrenten im Februar 2015 übernommen. Zuvor hatte er Airlines in Australien, Kuwait und den Fidschi-Inseln gemanagt.
Seit Jahren in der Krise
Air Berlin steckte bereits damals in einer tiefen Krise, nachdem Gründer und Langzeit-Chef Joachim Hunold die Firma nach Anfangserfolgen im Tourismusverkehr zum Lufthansa-Rivalen aufbauen wollte. Darauf folgte ein schneller Expansionskurs mit Übernahmen etwa von DBA und LTU, die aber kaum integriert wurden. Experten zufolge befand sich die Fluglinie in zu vielen Geschäftsfeldern gleichzeitig. Pichler wollte die Gesellschaft kurz nach seinem Amtsantritt wieder auf das Touristikgeschäft konzentrieren. Aktionär Etihad, der knapp 30 Prozent der Anteile hält und der Fluglinie mit Finanzspritzen von weit mehr als einer Milliarde Euro unter die Arme griff, stoppte den Vorstoß jedoch. Seitdem gilt das Verhältnis als zerrüttet. Die "Bild am Sonntag" hatte zuerst über den Rückzug Pichlers berichtet.
Air Berlin verbuchte in den ersten neun Monaten einen Verlust von 317 Mio. Euro. Nur dank des Verkaufs der Hälfte der Tochter Niki an Etihad kommt Air Berlin über den umsatzschwachen Winter. Um eine Trendwende zu erreichen, geben die Berliner einen Großteil der Strecken zu touristischen Zielen an die Lufthansa und ein neues Gemeinschaftsunternehmen mit dem Ferienflieger Tuifly ab. Gleichzeitig werden 1.200 der 8.600 Arbeitsplätze abgebaut.