Nach der Entstehung der sogenannten Bitcoins im Jahr 2008 haben sich schnell zwei Lager gebildet. Die Fans der dezentralen Währung sahen in der Bitcoin die Befreiung vom Einfluss der Notenbanken, eine Revolution im Finanzwesen. Die Gegner der Hacker-Währung sehen darin entweder ein riskantes Spekulationsgut oder gar die Finanzquelle allerlei mafiöser Aktivitäten von Erpressung bis Drogenhandel.
Doch inzwischen entdecken immer mehr große Unternehmen den Wert der Technologie, die hinter den Kryptowährungen steckt: Die Blockchain. Denn innerhalb dieser Einheiten wird jede Transaktion gesichert und mit einem Verweis auf die vorhergehende Transaktion verschlüsselt. Das macht Bitcoin und Co manipulationssicher.
Inzwischen wurde das System mit der Kryptowährung Etherium weiterentwickelt. Ether-Coins können sogar eigene kleine Programme ausführen, sogenannte Smart Contracts
Vor allem die Finanzwirtschaft hat in den vergangenen zwei Jahren das Potenzial dieser Technologie erkannt. Der Kreditkartenanbieter Visa arbeitet an Smart Contracts und zahlreiche Banken experimentieren mit Blockchain-Technologien.
Graz als Zentrum der Blockchain-Wirtschaft
Früh erkannt hat diese Technologie der Start-up-Inkubator Lab10 aus Graz und hat den BlockchainHub Graz ins Leben gerufen. Im Oktober wurde der weltweit zweite Start-up-Contest im Blockchain-Bereich ausgerufen. Die Energie Steiermark, Erste Bank und die Steiermärkische Sparkasse waren die Hauptsponsoren.
Über 80 Unternehmen aus 29 Ländern reichten ihre Ideen ein. Bei einem Demo-Day durften die besten 20 ihre Start-ups vorstellen. Eine fünfköpfige Jury wählten zwei Hauptgewinner und drei Zweitplatzierte aus.
Versicherung und Messaging
Die beiden ersten Plätze waren mit 5000 Euro dotiert, ausbezahlt in Ether-Coins.
Das Unternehmen Etherisc hat eine Versicherungslösung auf Blockchain-Basis präsentiert. Die erste funktionierende Anwendung ist eine Flugverspätungsversicherung, die bei Verspätungen automatisiert sofort die Entschädigung auszahlt.
Status aus Singapur bietet eine Etherium-Plattform, die Nachrichten und Bezahlung in Form von dezentralisierten Apps abwickeln kann.
Patente, Clowd und Katastrophenhilfe
Die zweiten Plätze erhielten jeweils 1670 Euro in Bitcoin.
Das Start-up Bernstein will die Entwicklungsgeschichte von Patenten in einer Blockchain abbilden. So kann die gesamte Entwicklung einer Erfindung mit allen Beteiligten transparent dargestellt werden.
Mit Minebox hat auch ein Unternehmen aus Österreich einen Preis bekommen. Die Firma bietet Clowd-Speicher an. Das Besondere: Kunden können auch ihren freien Speicher über das System verkaufen.
Helperbit aus Italien will Spenden dezentral und transparent organisieren. Im aktuellen Usecase sollen Zahlungen anhand von aktuellen Erdbebendaten automatisiert an Organisationen in den Katastrophengebieten überwiesen werden.
Roman Vilgut