Die Europäsche Zentralbank (EZB) sitzt im Zuge ihres billionenschweren Wertpapier-Kaufprogramms nun erstmals auch auf Ramschanleihen. Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat die Kreditwürdigkeit des deutschen Düngemittelkonzerns K+S am Freitag auf "BB+" herabgestuft.
Damit haben die Titel der deutschen Firma nicht mehr das Gütesiegel "Investment-Grade", das Investoren ein hohes Maß an Ausfallsicherheit anzeigt. Die Euro-Wächter hatten im Zuge ihrer Anleihenkäufe mehrere K+S-Schuldpapiere erworben.
Ein EZB-Sprecher wollte sich nicht dazu äußern, was die Notenbank mit den Anleihen nach der Herabstufung unternehmen werde. Firmenanleihen sind seit Juni Teil des auf 1,74 Billionen Euro angelegten Wertpapier-Kaufprogramms, mit dem die EZB die Konjunktur anschieben und für mehr Inflation sorgen will. Firmenanleihen müssen das Siegel "Investment Grade" besitzen, damit sie von der EZB gekauft werden können. Das gilt auch für Staatsanleihen, die den größten Teil des EZB-Programms ausmachen.
Portugal und Griechenland im Fokus
Für Portugal könnte das nun zum Problem werden. Denn unter den für die EZB relevanten vier Rating-Agenturen stellt nur noch die DBRS dem Land ein gutes Zeugnis aus. DBRS überprüft ihr Rating derzeit und wollte noch am Freitag eine Entscheidung bekannt geben. Fällt Portugal aus dem EZB-Programm heraus, rechnen Börsianer mit steigenden Risikoaufschlägen. Für Portugal würde eine Finanzierung am Kapitalmarkt dann teurer werden. Portugals Regierungschef Antonio Costa äußerte sich am Freitag aber zuversichtlich, dass das Land den Ratingtest bestehen wird.
Griechenland profitiert derzeit nicht vom EZB-Kaufprogramm. Erst müsse es eine neue Analyse der Hellas-Schuldentragfähigkeit geben, sagte der EZB-Beauftragte für das Land, Francesco Drudi. Die Aufnahme in das EZB-Programm wäre wichtiges Signal für Investoren. Denn das Land strebt an, 2017 wieder an den Kapitalmarkt zu gehen. Der Schuldenberg liegt aktuell bei etwa 176 Prozent der Wirtschaftsleistung. Das ist der höchste Wert in der Euro-Zone.