Das Debakel mit dem Smartphone Galaxy Note 7 schlägt bei Samsung auf den Gewinn durch. Der Hersteller kappte seine Prognose für das operative Ergebnis des gerade eben beendeten dritten Quartals um ein Drittel. Unterdessen wird geprüft, ob auch die nach dem ersten Rückruf eingebauten neuen Batterien des Note 7 einen Fehler hatten, der zu weiteren Bränden führte.

Samsung rechnet für das vergangene Vierteljahr nun mit einem operativen Ergebnis von 5,2 Billionen Won (4,2 Mrd. Euro) statt der zuvor erwarteten 7,8 Billionen Won. Die Umsatzprognose wurde am Mittwoch von 49 auf 47 Billionen Won reduziert. Die vorherige Schätzung hatte Samsung erst vergangene Woche veröffentlicht.

Erstmals beziffert

Es ist das erste Mal, dass Samsung einen wirtschaftlichen Effekt der Krise beziffert. Samsung Electronics ist nicht nur Smartphone-Marktführer, sondern auch der weltgrößte Hersteller von Speicherchips und Fernsehern. Analysten gehen davon aus, dass das Geschäft mit Halbleitern und Verbraucherelektronik die Folgen der Note-7-Krise etwas abfedern kann.

Der Konzern hatte am Dienstag sein Pannen-Smartphone Galaxy Note 7 endgültig vom Markt genommen, nachdem auch vermeintlich sichere modifizierte Geräte in Brand gerieten. Seit Anfang September lief bereits eine weltweite Umtauschaktion für die erste Version. Analysten hatten ursprünglich damit gerechnet, dass Samsung auch nach dem ersten Rückruf noch rund zwölf Millionen Note-7-Geräte verkaufen könnte. Eigentlich sollte das erst im August eingeführte Handy Apples neuem iPhone Konkurrenz machen. Der Rückzug könnte Samsung nach Einschätzung von Analysten bis zu 17 Mrd. Dollar (rund 15 Mrd. Euro) Umsatz kosten.

Möglicher Fehler bei Batterien

Als mögliche Ursache für die jüngsten Brände werde nun ein Fehler auch in den neuen Batterien für die Geräte vermutet, berichtete der Finanzdienst Bloomberg. Darauf wiesen erste Erkenntnisse aus der Untersuchung der Zwischenfälle hin. Sie seien nicht mehr von der Samsung-Firma SDI, sondern von der chinesischen Firma Amperex Technology gefertigt worden, einer Tochter des japanischen Konzerns TDK. Als Quelle wurde eine Person mit Kenntnis der Gespräche zwischen Behörden und Samsung genannt. Der Konzern selbst äußerte sich bisher nicht zu den Ursachen der Brände.

Noch nie zuvor musste ein großer Hersteller wie Samsung ein Smartphone vom Markt nehmen, weil es gefährlich ist. Analysten diskutieren nun darüber, ob auch die bisher erfolgreiche Note-Produktreihe insgesamt überhaupt noch fortgeführt werden kann, weil das Vertrauen der Verbraucher beschädigt sein könnte.

Nach dem Produktionsstopp von Samsungs Flaggschiff-Smartphones fordern Investoren schnelle Aufklärung über die Hintergründe. "Die Leute machen sich Sorgen, weil sie nicht wissen, was das Problem ist", sagte Kim Hyun Su, Fondsmanager bei IBK Asset Management, am Mittwoch. Die Kunden bräuchten die Gewissheit, dass die nächste Handy-Generation nicht von den Bränden betroffen sein werde. Bisher schweigt Samsung zu den technischen Ursachen. Experten zeigen sich insbesondere verwundert darüber, dass auch die Austauschmodelle betroffen sind. Aus Kreisen der koreanischen Behörde für Technik und Sicherheit verlautete, möglicherweise handle es sich um zwei getrennte Probleme.

Neue Version muss schnell auf den Markt

Unter Fondsmanagern herrscht Einigkeit, dass der Weltmarktführer nun so schnell wie möglich die neuste Version seiner Smartphone-Premiumreihe S auf den Markt bringen dürfte. "Ich gehe davon aus, dass Samsung schnell die Galaxy S8 bereitstellen wird", so Kim. Der Konzern verfüge über die dafür notwendigen Kapazitäten. Üblicherweise stellt Samsung ein neues Galaxy-S-Modell im ersten Quartal zur Fachmesse Mobile World Congress vor.

Allerdings könnten andere Android-Hersteller wie LG Electronics oder Google die Panneserie der Südkoreaner für den Versuch nutzen, sich Marktanteile zu sichern. Beide Konzerne haben gerade neue Produkte auf den Markt gebracht. Auch Samsungs Erzrivale Apple dürfte profitieren. Bob O'Donnell von TECHnalysis Research sieht jedoch Grenzen: Apple biete nicht eine ähnliche Produktvielfalt.

Der Analyst Jan Dawson von Jackdaw Research weist zudem darauf hin, dass Kunden ungeachtet neuer Hardware eher zögern, das Betriebssystem zu wechseln. Bisher habe Samsung das obere Preissegment bei Android für sich gebucht. Für andere Handy-Hersteller mit der Linux-Variante seien die Galaxy-Note-7-Brände eine Chance. Die Forschungsgruppe TrendForce geht davon aus, dass "ein großer Teil der Nachfrage jetzt auf drei große chinesische Marken entfallen wird - Huawei, Vivo und OPPO".