Kalte Dusche für Nintendo-Anleger: Nach dem gewaltigen Kursschub durch das Handyspiel "Pokemon Go" in den vergangenen Wochen ist die Aktie am Montag massiv abgestürzt. Denn das Unternehmen erwartet durch den neuen Hoffnungsträger zunächst keine so stark sprudelnden Gewinne wie von vielen Investoren erhofft.
An der Tokioter Börse rutschten Nintendo um knapp 18 Prozent ab. So viel hat die Aktie an einem einzigen Handelstag seit knapp 26 Jahren nicht mehr verloren. Dabei wechselten fast fünf Mal so viele Papiere den Besitzer wie üblich. Auslöser des Ausverkaufs war eine Mittelung des Unternehmens vom Freitag, wonach "Pokemon Go" nur einen begrenzten Einfluss auf die Geschäftszahlen haben werde. Es gebe derzeit keine Pläne, die Geschäftsziele anzuheben. Das Unternehmen will am Mittwoch seine Bücher öffnen. Dank des unerwartet großen weltweiten Erfolgs von "Pokemon Go" hatte sich der Kurs der Nintendo-Aktien in den vergangenen zwei Wochen zeitweise verdoppelt.
Kooperationspartner
Nintendo ist bei "Pokemon Go" nur ein Kooperationspartner. Das Spiel wird von der Games-Firma Niantic Labs und der Nintendo-Beteiligung The Pokemon Company produziert. Allerdings wird der japanische Spielespezialist fest mit dem Spiel verbunden, weil es bisher nur auf seinen Geräten spielbar war. Nintendo schwächelte zuletzt, weil die Verkäufe seiner Konsolen zurückgingen. Der Erfolg von "Pokemon Go" ist einerseits eine Chance, weil es zeigt, dass Nintendos Figuren auch auf Smartphones funktionieren. Zugleich könnte das Phänomen auch den Druck auf das bisherige Kerngeschäft mit Konsolen verstärken.
"Es war stets recht offensichtlich, dass die Einnahmen für Nintendo diesen Kursanstieg nicht rechtfertigen", betonte Analyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital. "Die Tatsache, dass das Unternehmen dies nun bestätigt hat, sollte niemanden schockieren." Das Kursplus von gut 50 Prozent im Vergleich zum Niveau vor Markteinführung von "Pokemon Go" spiegele den erfolgreichen Einstieg von Nintendo in den stark wachsenden Markt für Handyspiele angemessen wider.
Wilsons Kollege David Gibson von der Bank Macquarie bezeichnete den aktuellen Kurssturz dagegen als überzogen. Er verwies auf die Downloadrekorde. Allein in Japan hätten binnen eines Tages zehn Millionen Nutzer das Spiel auf ihren Smartphones installiert. "Wegen dieses Trends wird 'Pokemon Go' einen erheblichen Einfluss auf die Einnahmen des Unternehmens haben." Börsianer erwarten durch zahlungspflichtige Erweiterungen des Spiels einen Gewinnschub von umgerechnet 400 Mio. Euro für Nintendo.
Partner auch betroffen
"Pokemon Go" wechselt zwischen der echten und der virtuellen Welt. Der Spieler muss dabei verschiedene Arten von Fantasiewesen einfangen, die bereits vor 20 Jahren mit einer Serie von Videospielen bekanntwurden.
Von Nintendos Kurseinbruch wurde am Montag auch dessen Werbepartner McDonald's Japan mitgerissen. Die Aktien der Schnellrestaurantkette fielen um knapp zwölf Prozent. Das ist der größte Tagesverlust seit etwa 15 Jahren. Vergangene Woche hatte das Unternehmen bekanntgegeben, dass "Pokemon Go"-Spieler in seinen 3.000 Filialen um die kleinen Fantasiefiguren kämpfen können.