Der Öl- und Gaskonzern Royal Dutch Shell verschärft nach einem erneuten Gewinneinbruch den Sparkurs. Um die Folgen des Ölpreisverfalls aufzufangen, würden die Investitionen heuer um zehn Prozent auf 30 Milliarden Dollar (25,9 Mrd. Euro) gekürzt, teilte das britisch-niederländische Unternehmen am Mittwoch mit.
Einschließlich der Drosselungen bei dem übernommenen Gaskonzern BG sei dies sogar eine Kürzung von rund 36 Prozent. Der Gewinn sackte im ersten Quartal um 58 Prozent auf 1,55 Milliarden Dollar ab. Ähnlich wie schon bei den Konkurrenten Exxon Mobil, BP und Total sorgten aber Kostensenkungen dafür, dass das Ergebnis zumindest besser ausfiel als von Experten erwartet.
Auch im laufenden Quartal befürchtet der Konzern, der mit der 54 Milliarden Dollar schweren BG-Übernahme zum weltweit führenden Anbieter von Flüssiggas aufsteigt, anhaltenden Gegenwind. Dies setzte die Aktie unter Druck, sie gab rund 0,5 Prozent nach.
Shell leidet wie die gesamte Branche unter dem stark gesunkenen Ölpreis. 2015 verkaufte der Konzern deswegen Geschäftsteile im Wert von 5,5 Milliarden Dollar. Die Investitionen wurden kräftig zurückgefahren, rund 10.000 Stellen werden gestrichen. Das Management steht unter dem Druck von Aktionären, die Kosten zu senken und die Dividende zu sichern. Es hatte zuletzt mehrere milliardenschwere Projekte kassiert, etwa die umstrittene Ölsuche vor der Küste Alaskas.
Die Shell-Investitionen sind aber immer noch höher als die der großen Rivalen. So liegen sie um sieben Milliarden Dollar über den Plänen des amerikanischen Öl-Weltmarktführers Exxon Mobil. Auch der britische Konkurrent BP und der französische Ölmulti Total hatten in den vorigen Wochen nach Gewinneinbrüchen ihre Investitionen weiter heruntergefahren. In der gesamten Branche dürften sie erstmals seit mehr als drei Jahrzehnten das zweite Jahr in Folge fallen.