Der ehemalige FPÖ-Spitzenpolitiker Walter Meischberger ist heute im Wiener Straflandesgericht vom Vorwurf der Beihilfe zur Untreue im Zusammenhang mit einer 600.000 Euro-Scheinrechnung "im Zweifel" freigesprochen worden. Gleiches gilt auch für die beiden mitangeklagten UBM-Manager, denen Untreue vorgeworfen wurde. Die Urteile sind nicht rechtskräftig, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab.

Richter Michael Tolstiuk begründete den Freispruch mit der etwas dünnen Anklage. "Das Puzzle erweckt ausreichende Zweifel", auch an der Anklage, so der Vorsitzende. Meischberger zeigte sich nach dem Freispruch erleichtert. Dass er im Zweifel erfolgte, liege daran, dass man leider nicht alles vollständig aufklären haben können. Jedenfalls habe der Richtersenat nach einer jahrelangen Vorverurteilung besonnen entschieden. "Jetzt gemma auf a Bier", meinte Meischberger beim Verlassen des Landesgerichts zu seinem Strafverteidiger Eduard Salzborn.

In dem Strafverfahren ging es um den Kauf eines Holiday Inn-Hotels in München. Käufer war die UBM. Der Tipp, dass das Objekt zum Verkauf stand, stammte laut den Angeklagten von Meischberger. Dafür bekam er 600.000 Euro, so deren Version. Stimmt nicht, meinte die Staatsanwaltschaft. Vielmehr handle es sich um eine Scheinrechnung, Meischberger habe keinerlei Leistung erbracht.

Wofür Meischberger dann die 600.000 Euro bekam, konnte die Staatsanwaltschaft aber nicht belegen. Und genau hier liegt das Dilemma der Anklagebehörde: Sie vermutete, die 600.000 seien Schmiergeld rund um den Einzug der Finanzbehörden in ein Gebäude der damaligen UBM-Konzernmutter Porr in der Wiener Brehmstraße. Finanzminister war damals Karl-Heinz Grasser, der mit Meischberger zu diesem Zeitpunkt eng befreundet war. Die Staatsanwaltschaft ermittelte auch gegen Grasser, stellte das Verfahren aber ein. Übrig, sozusagen als Restverwertung, blieb die 600.000 Euro-Rechnung von Meischberger an die UBM.

Teil des Prozesses waren auch Tonbandmitschnitte der Ermittlungsbehörden. Während dieses Telefongesprächs fragte Meischberger: "Weißt du noch, was hinter der Münchner Geschichte eigentlich war?" Plech hatte geantwortet: "Des von der Münchner Geschichte war der 11. Bezirk, die Aussiedlung von Teilen der Finanz". Meischberger: "Brehmstraße?". Plech: "Brehmstraße".

Meischberger konnte im Laufe des Gerichtsverfahrens nicht mit Sicherheit sagen, wer ihm den Tipp gab, der ihm 600.000 Euro einbrachte. Er vermutete einen befreundeten Hotelmanager, der verneinte vor Gericht aber der Tippgeber gewesen zu sein. Auch konnte Meischberger keine schriftlichen Unterlagen zu dem Deal vorlegen.

Dafür gab das Verfahren ein wenig Einblick in Männerbünde. Mit dem Hotelmanager gab es regelmäßige Stammtischrunden und Treffen, die durchaus prominent besetzt waren. Mit dabei war Grasser und der Ex-Telekom-Manager Rudolf Fischer, der sich gerade mit Fußfessel im Straflandesgericht beim Telekom-1-Prozess verantworten muss. Ebenfalls mit dabei war der Immobilienmakler Ernst Plech, eine zentrale Figur in der Causa Buwog, wo momentan über eine Anklageerhebung im Justizministerium entschieden wird.

Zäher Start ins Finale

Das Finale im Prozess gegen den Ex-FPÖ-Spitzenpolitiker und zwei Manager der Immobilienfirma UBM um eine angebliche Scheinrechnung über 600.000 Euro war heute sehr zäh gestartet. Sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidiger warfen sich gegenseitig vor, Vorwürfe einzubringen, die nichts mit dem gegenständlichen Verfahren zu tun haben, was für mehrere Unterbrechungen sorgte.

Nachdem Richter Tolstiuk klargestellt hatte, dass er diese Nebenschauplätze nicht prozessrelevant findet, startete die Staatsanwaltschaft mit ihrem Plädoyer. Sie warf Meischberger vor, ohne Leistung 600.000 Euro von der UBM erhalten zu haben und dafür eine Scheinrechnung über eine Maklertätigkeit in München in einem "Lügenkonstrukt" versteckt zu haben. Die Vermittlung eines Holiday Inn-Hotels in München habe nicht durch Meischberger stattgefunden, so die Staatsanwaltschaft.

Demnach habe keiner der Zeugen Meischberger mit dem Deal in Verbindung gebracht und der Angeklagte habe laufend seine Aussagen adaptiert. Meischberger habe nicht sagen können, wer ihm den 600.000 Euro-Tipp gegeben hat und habe dazu auch keine schriftlichen Aufzeichnungen, so die Staatsanwaltschaft. Der Vertrag über die Maklerleistung sei nachdatiert worden.

Meischberger arbeitete im Hintergrund

Die Verteidigung von Meischberger hingegen betonte, dass Meischberger den Tipp über einen Hotelkauf, der ihm 600.000 Euro brachte, "in irgendeiner Form aufgeschnappt" habe. Und dass dieser Tipp sehr wohl von einem befreundeten Hotelmanager kommen konnte, obwohl der Manager dies im Strafverfahren als Zeuge bestritt.

Die Verteidigung warf der Staatsanwaltschaft vor, dass sich die drei Angeklagten im laufenden Verfahren "freibeweisen" mussten. Dass sich mehrere Zeugen nicht daran erinnern konnten, Meischberger bei der Maklertätigkeit für das Münchner Holiday Inn, die ihm 600.000 Euro einbrachte, jemals angetroffen zu haben, relativierte die Verteidigung. Meischberger habe eben viel im Hintergrund gearbeitet.