VW habe die Chance vertan, "eine rasche Einigung mit vielen Kunden außerhalb der Gerichte zu erzielen", sagte der Statthalter von Hausfelds Kanzlei in Deutschland, Christopher Rother, der "Süddeutschen Zeitung" (Samstag).

Nicht auf Ultimatum reagiert

Der Konzern hatte demnach auf ein in der Nacht auf Freitag ausgelaufenes Ultimatum nicht reagiert. Damit rücke eine Konfrontation mit der auf Sammelklagen spezialisierten Washingtoner Kanzlei näher, schreibt die "Süddeutsche Zeitung". Hausfelds Kanzlei plane im Namen europäischer VW-Kunden bereits juristische Schritte. "Für die Vorbereitung der ersten Klagen werden wir ein halbes Jahr brauchen. Im Oktober oder November könnte es so weit sein", sagte Rother der Zeitung.

Die Kanzlei wolle "Schadenersatz direkt bei VW geltend machen". Der Anspruch der Kunden könne je Fahrzeug bei fünf bis zehn Prozent des Kaufpreises liegen. Damit könnte es angesichts von mehr als zwei Millionen betroffenen Kunden allein in Deutschland insgesamt um Milliardenwerte gehen.

Registrierungskampagne für Mandanten

Die Kanzlei Hausfeld vertritt nach eigenen Angaben hochkarätige Mandanten auf verschiedenen Gebieten, wie es in dem Zeitungsbericht weiter heißt. Dazu gehörten etwa Betreiber von VW-Flotten, die teilweise tausende von betroffenen Fahrzeugen im Bestand haben oder hatten. Zudem repräsentiere die Kanzlei nach eigenen Angaben tausende private VW-Besitzer. Sie wolle in den kommenden Wochen eine Registrierungskampagne im Internet starten, um in Europa weitere Mandanten im großen Stil zu gewinnen.

Bisher ist VW nur in den USA bereit, Kunden eine Entschädigung von 1.000 Dollar (880 Euro) zu zahlen. Deutsche Kunden sollen hingegen bei der Entschädigung leer ausgehen.

In einem neuen Schreiben an VW-Chef Matthias Müller legt die Kanzlei Hausfeld nun noch einmal nach: "Wir bedauern zutiefst, dass Sie sich entschieden haben, ... die Diskussion nicht mit uns zu führen", zitierte die "Süddeutsche Zeitung" aus dem Schreiben von Hausfeld und Rother, in dem diese auch weitere Informationen anforderten.

Unter Konzernen gilt der Washingtoner Anwalt Hausfeld laut "Süddeutscher Zeitung" als ausgesprochen harter Gegner. Er hat sich auf Sammelklagen spezialisiert und sowohl Zwangsarbeiter der NS-Zeit, die Opfer einer Ölpest und Kläger gegen die Zigarettenindustrie vertreten und jeweils Milliardensummen für die Klienten erstritten.

Gefälscht

Volkswagen hatte im September nach US-Ermittlungen eingeräumt, weltweit in rund elf Millionen Dieselfahrzeugen eine Software eingesetzt zu haben, die den Messwert bei Emissionstests künstlich senkt. In Deutschland sind rund 2,4 Millionen Fahrzeuge betroffen, in den USA fast 600.000.

In den USA sieht sich der deutsche Autokonzern wegen der Affäre bereits mit Hunderten Klagen konfrontiert, darunter von Autobesitzern und Händlern. Auch das US-Justizministerium hatte bereits im Jänner im Auftrag der Umweltbehörde EPA (Environmental Protection Agency) gegen den Konzern geklagt.

Volkswagen drohen damit Straf- und Schadenersatzzahlungen in zweistelliger Milliardenhöhe. Das Unternehmen strebt eine außergerichtliche Einigung mit den Klägern an, um die finanziellen Lasten möglichst weit zu begrenzen.