Apple weicht im Smartphone-Geschäft seine langjährige Hochpreis-Strategie auf und führt erstmals ein neues kleineres iPhone mit aktueller Technik ein. Das iPhone SE sieht äußerlich aus wie das iPhone 5, enthält aber diverse Technologien der aktuellen größeren Modelle der 6er-Serie wie den schnelleren Prozessor, eine 12-Megapixel-Kamera und einen NFC-Chip unter anderem für mobile Bezahlsysteme.

Das neue Gerät ist laut Apple-Österreich-Website ab 479 Euro erhältlich (bestellbar ab 29.3.), in den USA mit einem Preis ab 399 Dollar jedoch deutlich günstiger. Mit dem Preis des iPhone SE greift Apple die Konkurrenz nun etwas schärfer an.

© AP

Der Konzern hielt sich konsequent aus dem Marktsegment der günstigen Smartphones heraus, obwohl Analysten schon vor Jahren dazu gedrängt hatten. Dadurch ist der Marktanteil niedriger als er sein könnte - aber die Strategie sichert Apple die hohen Milliardengewinne.

Zuletzt hatte sich aber das Wachstum der iPhone-Verkäufe verlangsamt, für das laufende Quartal wird der erste Absatzrückgang seit dem Start 2007 erwartet. Mit dem Preis des iPhone SE mit 4-Zoll-Display greift Apple die Konkurrenz nun etwas schärfer an. Ihm fehlen aber einige Funktionen der größeren Modelle, wie etwa "3D-Touch", das bei stärkerem Druck auf das Display zusätzliche Inhalte wie bei einem rechten Mausklick anzeigt.

Außerdem wurde am Montag - wie ebenfalls erwartet - eine neue Version des iPad-Tablets im Standard-Format mit der Technik des größeren iPad Pro vorgestellt. Dazu gehört die Unterstützung des neuen Apple-Stifts sowie ein Display, das die Farbtemperatur an das Umgebungslicht anpasst. Die günstigte Version dieses kleineren iPad Pro mit 9,7-Zoll-Display und 32 Gigabyte Speicher wird deutlich teurer als beim aktuellen iPad Air 2: ab 689 Euro in Europa und ab 599 Dollar in den USA. Beim iPad schwächeln die Verkäufe schon seit rund zwei Jahren - und das zieht auch den gesamten Markt nach unten.

Neues iPad Pro

Als Überraschung gab es eine Preissenkung bei der günstigsten Version von Apples Computer-Uhr. Die Apple Watch sei in den USA nun ab 299 Dollar zu haben, sagte Apple-Chef Tim Cook. Das ist eine Preissenkung von 50 Dollar, die den Preis der günstigen Sport-Version näher zum Niveau der Konkurrenzgeräte anderer Hersteller mit dem Google-System Android Wear bringt. In Europa sank der Preis von 399 auf 349 Euro. Apple brachte seine Computer-Uhr im April vergangenen Jahres in den Handel und sie erreichte laut Branchenanalysten aus dem Stand einen Marktanteil von rund 60 Prozent.

Vor dem Hintergrund des erbitterten Streits mit der US-Regierung war der erste Teil der Präsentation Projekten mit sozialer Verantwortung gewidmet: Datensicherheit, Umweltschutz, Unterstützung bei Forschung an Krankheiten. Am Dienstag steht in dem Verfahren eine Anhörung in Kalifornien an.

Nach den Worten seines Chefs Tim Cook steht Apple geradezu in der Pflicht, die Daten seiner Kunden gegen den Zugriff der US-Behörden zu schützen. "Das sind wir unseren Kunden schuldig. Vor dieser Verantwortung werden wir uns nicht drücken", sagte Cook am Montag am Unternehmenssitz im kalifornischen Cupertino zum aktuellen Streit mit der US-Regierung um die Entschlüsselung von iPhones.

Konkret geht es in der Anhörung am Dienstag um das iPhone des Attentäters von San Bernardino, Sayed Farook, das die Bundespolizei FBI bisher nicht knacken konnte. Apple widersetzt sich einer gerichtlichen Anordnung, bei der Entschlüsselung von dessen Smartphone zu helfen.

Farook hatte Anfang Dezember in der kalifornischen Stadt zusammen mit seiner Frau bei einem islamistisch motivierten Anschlag 14 Menschen erschossen, ehe das Paar von der Polizei bei einem Schusswechsel getötet wurde.

Macht über Daten

"Wir müssen als Nation zusammen entscheiden, wie viel Macht wir der Regierung über unsere Daten und unsere Privatsphäre geben sollen", sagte nun Cook bei einer Veranstaltung zur Präsentation neuer Apple-Produkte. "Wir sind der festen Überzeugung, dass wir eine Verpflichtung haben, Ihre Daten und Ihre Privatsphäre schützen zu helfen."

Apple führt ins Feld, dass es um weit mehr als einen Einzelfall gehe. Um Farooks iPhone zu entriegeln, muss das Unternehmen demnach eine Software entwickeln, die es generell leicht machen würde, die Verschlüsselung von iPhones zu knacken.

Der Konzern sieht die Gefahr, dass ein Präzedenzfall geschaffen werden soll, um generell den Zugriff der Sicherheitsbehörden auf die iPhones zu erleichtern. Unterstützt wird Apple in seinem Widerstand gegen die Forderung der Regierung von anderen Software-Giganten wie Facebook, Google und Yahoo.

Das US-Justizministerium wiederum argumentiert, die Entschlüsselung von Farooks iPhone könnte möglicherweise wesentliches Beweismaterial in dem Fall ans Licht bringen. In dem Streit wird es voraussichtlich noch zahlreiche Gerichtstermine geben. Denkbar ist, dass der Konflikt letztlich vor dem Obersten US-Gericht landet.

Als erstes verteidigte Cook die Weigerung von Apple, dem FBI beim Entsperren des iPhones eines toten Attentäters zu helfen, weil dies die Sicherheit für alle Nutzer verschlechtern würde. Apple sei verantwortlich dafür, Daten und Privatsphäre seiner Nutzer zu schützen - und werde sich dieser Verantwortung stellen, betonte er.

Recycling-Roboter "Liam"

Die für Umweltschutz zuständige Top-Managerin Lisa Jackson demonstrierte in einem Video den bei Apple entwickelten Roboter Liam, der ausgemusterte iPhones zum Recycling in Einzelteile zerlegen kann. "Entwickelt hier, in Kalifornien", betonte sie. Inzwischen würden 93 Prozent der Apple-Standorte weltweit mit erneurbarer Energie versorgt, sagte Jackson außerdem.

Ebenfalls wurde angekündigt, dass die Plattform "ResearchKit", bei der iPhone-Nutzer Daten zu Krankheiten für medizinische Studien zusammentragen können, im April um den Bereich "CareKit" für Ärzte und Patienten ergänzt wird.