Das EZB-Direktoriumsmitglied Benoit Coeure rechnet mit dem Aus für den 500-Euro-Schein. "Ich persönlich sage: Wir haben heute weniger Gründe als bei Einführung des Euros, den 500-Euro-Schein beizubehalten, weil der elektronische Zahlungsverkehr heute viel wichtiger ist", sagte Couere der Zeitung "Rheinische Post".

"Uns wird gesagt, dass der Schein zunehmend kriminellen Geschäften dient. Deshalb glaube ich, dass der 500-Euro-Schein letztendlich abgeschafft wird, aber das muss auf bedachte Weise geschehen", sagte der Franzose. Über die Zukunft der größten der insgesamt sieben Euro-Banknoten müsse allerdings im EZB-Rat entschieden werden. In diesem obersten Entscheidungsgremium der Europäischen Zentralbank sitzen die sechs Mitglieder des EZB-Direktoriums sowie die Chefs der 19 nationalen Notenbanken der Eurozone.

Nullzinsphase beibehalten

Coeure plädierte auch dafür, die Nullzinsphase vorerst beizubehalten. "Wir brauchen die Niedrigzinsen weiterhin dringend, um die Inflationsrate wieder stabil auf zwei Prozent zu bringen und die Erholung der Euro-Zone abzusichern". Im Jänner habe die EZB darauf hingewiesen, dass die Inflation nur sehr langsam wieder in Richtung zwei Prozent steigen werde. "Im Vergleich zum Dezember sehen wir neue Abwärtsrisiken. Hauptursache sind der sinkende Ölpreis und eine Abschwächung des globalen Wachstums."

Zudem sei zuletzt eine steigende Volatilität an den Finanzmärkten zu sehen. "Wenn das zu lange anhält, kann auch diese Entwicklung das Risiko erhöhen, dass die Inflation erst später anzieht." Notfalls stehe die EZB bereit, all ihre Instrumente einzusetzen. "Das beinhaltet die Leitzinsen und Umfang, Zusammensetzung und Dauer unserer Wertpapierkäufe."

Coure appellierte an die Regierungen der Euro-Staaten, "dass sie die Einsparungen, die sie durch die niedrigen Zinsen bei der Finanzierung ihrer Schulden haben, auf wachstumsfördernde Art nutzen". Die Notenbank brauche die Unterstützung, um das Wachstum in der Euro-Zone zu steigern. "Wenn das nicht passiert, werden wir die Zinsen sehr lange niedrig halten müssen."