Der rasante Ölpreis-Verfall hat BP 2015 tief in die roten Zahlen gerissen. Mit 6,5 Mrd. Dollar (6 Mrd. Euro) stand der höchste Verlust seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Bilanz, wie der britische Konzern am Dienstag mitteilte. Selbst 2010, als BP erste Belastungen aus der verheerenden Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko verbuchte, war das Ergebnis nicht so schlecht.
Die Aktien des Konzerns büßten daraufhin in London fast acht Prozent ein. Das Management will nun den Stellenabbau ausweiten. Der Ölpreis ist vergangenes Jahr wegen des weltweiten Überangebots um rund ein Drittel eingebrochen. Seit Mitte 2014 beträgt das Minus sogar 70 Prozent. Die großen Konzerne senken deswegen massiv ihre Kosten, indem sie Stellen streichen und Investitionen kürzen.
Operatives Geschäft positiv
Angesichts dieser Zahl ist es nur wenig tröstlich, dass das operative Geschäft, der sogenannte Gewinn zu Wiederbeschaffungskosten mit 5,9 Milliarden US-Dollar (5,4 Mrd. Euro) postiv war. 2014 waren es noch 12,1 Milliarden Dollar gewesen. Das entspricht einem Rückgang um 51 Prozent.
Im Gewinn zu Wiederbeschaffungskosten sind die Wertberichtigung der von BP gebunkerten Ölreserven nicht eingerechnet.
7000 Jobs werden abgebaut
BP kündigte in diesem Zusammenhang an, im Raffineriegeschäft - also der Weiterverarbeitung von Öl - 3.000 Jobs bis Ende 2017 abzubauen. 4.000 Stellen sollen zudem in der Öl- und Gasförderung wegfallen, wie bereits bekannt war. Zusammen sind das fast neun Prozent der Belegschaft.
BP-Chef Bob Dudley sagte, der Konzern müsse sich rasch dem veränderten Marktumfeld anpassen. Allein im vierten Quartal summierten sich die Wertberichtigungen wegen der niedrigeren Ölpreise auf 2,6 Mrd. Dollar.
Problem der gesamten Branche
Der Konkurrenz geht es nicht besser. Chevron - die Nummer zwei in den USA - hatte zuletzt den ersten Quartalsverlust seit mehr als 13 Jahren ausgewiesen. Zahlen von Branchenprimus Exxon Mobil wurden noch im Tagesverlauf erwartet. Auch Royal Dutch Shell wird diese Woche noch die jüngste Bilanz veröffentlichen. Hier wird mit einer Halbierung des Gewinns gerechnet.
Analysten zufolge werden die Investitionen der Branchengrößen 2016 auf den niedrigsten Stand seit sechs Jahren fallen - auf dann 522 Mrd. Dollar. 2015 wurden sie um 22 Prozent auf jetzt 595 Mrd. Dollar gekürzt. Es wäre das erste Mal seit 1986, dass die Branche in zwei aufeinanderfolgenden Jahren ihre Investitionen drosselt. Bei BP summierten sie sich 2015 auf 18,7 Mrd. Dollar. Ursprünglich war mit 24 bis 26 Mrd. Dollar geplant gewesen. 2016 sollen die Investitionen am unteren Ende der prognostizierten Spanne von 17 bis 19 Mrd. Dollar liegen.
