Deutsche-Bank-Chef John Cryan schwört die Mitarbeiter des Dax-Konzerns nach einem Rekordverlust 2015 auf schwierige Zeiten ein. In den kommenden beiden Jahren kämen auf die Bank "harte Arbeit und Belastungen" zu, schrieb Cryan in einer Botschaft an die Beschäftigten. Der Radikalumbau des Konzerns sei jedoch alternativlos.

Cryans erste Jahresbilanz fällt tiefrot aus. Die Bank erwartet nach vorläufigen Zahlen vom Mittwochabend mit rund 6,7 Milliarden Euro den größten Jahresverlust ihrer Unternehmensgeschichte. Deutschlands größtes Geldhaus stürzt damit noch tiefer ab als intern und von Analysten befürchtet. Am Markt war mit einem Minus von etwas mehr als 5 Milliarden Euro gerechnet worden.

Die größten Problemfelder

Die Liste der Baustellen, die der seit Sommer 2015 amtierende Deutsche-Bank-Chef John Cryan abarbeiten muss, ist lang. Allein für Rechtsstreitigkeiten stellt das größte deutsche Geldhaus rund 5,2 Milliarden Euro zurück. Die größten Problemfelder:

RUSSLAND: In der Moskauer Handelssparte soll es bis vor kurzem unsaubere Geschäfte gegeben haben. US-Behörden gehen dem Verdacht auf Verstöße gegen aktuelle politische Sanktionen nach. Das Gesamtvolumen verdächtiger Geschäfte soll bei 6 Milliarden Dollar (5,5 Milliarden Euro) liegen. Harte Strafen könnten die Folge sein. So brummten die USA der französischen Bank BNP Paribas für Verstöße gegen US-Sanktionen bei Geschäften mit Staaten wie dem Iran eine Summe von knapp 9 Milliarden Dollar auf.

HYPOTHEKEN: US-Behörden gehen wegen krummer Hypothekengeschäfte aus Zeiten vor der Finanzkrise hart gegen die Branche vor. US-Institute konnten den Großteil der Verfahren gegen Milliardenzahlungen ausräumen - zur Rolle der Deutschen Bank laufen noch Ermittlungen.

LIBOR/EURIBOR: Über Jahre manipulierten Mitarbeiter mehrerer Großbanken die wichtigen Referenzzinsen für das Geldgeschäft der Banken untereinander. Auch einige Deutsche-Bank-Mitarbeiter machten mit. In den USA und Großbritannien muss die Bank die Rekordstrafe von 2,5 Milliarden Dollar zahlen. Es laufen noch Zivilverfahren, bei denen Unternehmen und Privatleute Schadenersatz durchsetzen wollen.

DEVISEN/ROHSTOFFE: Weltweit laufen Ermittlungen wegen mutmaßlicher Manipulationen wichtiger Kennzahlen - von Devisenkursen bis hin zu Preisen von Gold und Silber. Zu diesen Themen sind in den USA Sammelklagen anhängig, in denen auch die Deutsche Bank Beklagte ist.

KIRCH: Die im Februar 2014 vereinbarte 925-Millionen-Euro-Zahlung an die Kirch-Erben sollte das Kapitel um die Mitverantwortung der Bank für die Pleite des Medienkonzerns 2002 endlich abschließen. Doch die Münchner Staatsanwaltschaft erhob Anklage gegen Co-Chef Jürgen Fitschen und vier ehemalige Topmanager des Geldhauses. Die Manager sollen im Zivilverfahren um Kirchs Schadenersatz-Forderungen versucht haben, die Richter zu täuschen, um Zahlungen der Bank zu verhindern. Die Angeklagten bestreiten dies, seit Ende April läuft der Prozess.

KONZERNUMBAU: Aus zehn Auslandsmärkten zieht sich der deutsche Branchenprimus zurück. Im eigenen Haus werden unter dem Strich 9000 Arbeitsplätze gestrichen, 4.000 davon in Deutschland. Bis Ende 2017 sollen etwa 200 der 700 Filialen geschlossen werden. Von der Postbank will sich die Deutsche Bank trennen. Der Jobabbau schlägt mit etwa einer Milliarde Euro in der vorläufigen Bilanz 2015 zu Buche.