Dass das Thema polarisieren wird, dürfte den Bawag-Verantwortlichen bei der Entwicklung von „Amana“ bewusst gewesen sein – die Dimension des Sturmes der Entrüstung hat aber wohl alle überrascht. Ab Anfang Februar wird die Bank in drei Filialen in Wien testweise Kontomodelle anbieten, die den Regeln des Islam folgen, hatte die Kleine Zeitung am Donnerstag exklusiv berichtet. In sozialen Netzwerken machen Kunden seitdem ihrem Ärger Luft, einige wollen ihr Konto bei der Bawag PSK bereits aufgelöst haben. Eine Facebookgruppe, die zum Boykott der Bawag aufruft, hat mittlerweile mehr als 1000 Mitglieder.

Die Bawag ist bestrebt, zu kalmieren. „Wir machen hier nicht ‘Islamic Banking’, wir testen nur ein neues Girokontenmodell, das weder Zinsen verrechnet noch bezahlt. Stattdessen wird ein fixes Kontoentgelt verrechnet“, betont ein Banksprecher. Ein Zinsverbot ist eine der wesentlichen Regeln im islamischen Finanzwesen. „Das neue Produkt entspricht natürlich den Vorgaben des österreichischen Bankwesengesetzes, zudem werden auch die speziellen Bedürfnisse von in Österreich lebenden Muslimen berücksichtigt.“ Diese Zielgruppe umfasst rund 600.000 Menschen.

Konto ab 4,90 Euro im Monat

Zugleich wird aber auch festgehalten, dass die Religionszugehörigkeit keine Rolle für die Eröffnung eines solchen Kontos spiele. „Natürlich stehen die Produkte auch anderen Personen offen, die ein fixes Kontoentgelt bevorzugen“, sagt der Bawag-Sprecher. „Die Gesamtkosten für den Kunden sind vergleichbar mit jenem herkömmlicher Kontomodelle.“

Trotz heftiger Anfeindung will die Bank an dem Projekt festhalten. Drei verschiedene Modelle von „Amana“ (arabisch für „Vertrauen“ oder „das Anvertraute“) werden ab 4. Februar angeboten – die Basisvariante gibt es ab 4,90 Euro im Monat. Die Tatsache, das laut Scharia nicht in Glücksspiel, Waffen, Alkohol etc. investiert werden darf, wird übrigens außen vor gelassen.

Mitbewerber warten ab

Andere heimische Banken zeigen sich – wohl auch aufgrund der Aufregung über die Bawag – zurückhaltend. „Wir planen derzeit keine Konto- oder Sparprodukte nach islamischen Regeln“, betont Volker Moser, Pressesprecher der Bank Austria. Migranten hat man aber als Zielgruppe im Auge, es gebe in vielen Filialen mehrsprachige Mitarbeiter sowie Informationsmaterial etwa auch in türkischer oder bosnischer Sprache.

Ähnlich ist die Lage bei Erste Bank und Sparkassen. „Wir haben eine so große Produktvielfalt, es ist kein Bedarf an solchen Angeboten“, sagt ein Sprecher. Vor einigen Jahren habe es Überlegungen in diese Richtung gegeben, diese wurden aber nie konkretisiert. Auch bei der türkischen Denizbank, die zur russischen Sberbank-Gruppe gehört und seit einigen Jahren stark in Österreich expandiert, werden derzeit keine Produkte angeboten, die sich nach islamischen Regeln richten. Im Sommer 2015 eröffnete mit der Kuveyt Türk Bank die erste islamische Bank in Deutschland. Weltweit wächst das Segment des „Islamic Banking“ seit einigen Jahren stark an.

WOLFGANG FERCHER