Die Talfahrt am Ölmarkt geht weiter. Am Dienstag setzten die Weltmarktpreise für Rohöl ihren Sinkflug der vergangenen Tage fort. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte WTI zur Lieferung im Februar fiel kurzzeitig sogar erstmals seit dem Dezember 2003 unter die Marke von 30 US-Dollar und kostete im Tief 29,93 Dollar. Danach erholten sich die Preise wieder etwas. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete am Abend 30,90 Dollar und damit 65 Cent weniger als am Vortag. Im Tagestief waren es mit 30,34 Dollar noch etwas weniger.

Bald mischt auch der Iran wieder mit

Weiterhin lastet das weltweit hohe Angebot an Rohöl auf den Preisen. Zudem dürfte bald auch der Iran wieder mehr Rohöl exportieren, da die endgültige Aufhebung der Sanktionen offenbar näher rückt. "Meine Erwartung ist, dass dieser Tag recht bald kommen wird", sagte EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini am Montag. Es gebe aber noch keinen festen Termin. Voraussetzung sei, dass der Iran alle Verpflichtungen aus dem Atomabkommen erfüllt. In diesem Umfeld hat auch die Erholung am chinesischen Aktienmarkt die Ölpreise nicht gestützt.

Der derzeitige Vorsitzende der OPEC, Nigerias Ölminister Emmanuel Ibe Kachikwu, hat wegen des dramatischen Ölpreisverfalls ein Sondertreffen der Vereinigung gefordert. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) solle Anfang März zusammenkommen, sagte der Minister am Dienstag auf einer Konferenz in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Fördermenge nicht gedrosselt

"Wir haben gesagt, wenn der Preis die 35-Dollar-Marke erreicht, dann werden wir über ein Sondertreffen sprechen", sagte Kachikwu.

Die OPEC hatte bei ihrem regulären Treffen Anfang Dezember entschieden, die Fördermenge nicht zu drosseln. Zudem steht die Ausweitung der Ölförderung im Iran bevor, sobald der Westen seine Sanktionen aufhebt. Laut einer Prognose der Weltbank vom August wird der Preis bei einer "vollständigen Rückkehr des Iran auf den Weltmarkt" um zehn Dollar pro Barrel sinken. Die Aufhebung der Sanktionen wird im Sommer erwartet.

Jobverlust bei BP

Unter dem Druck des Preisverfalles baut BP mindestens 4000 Stellen ab. Die Arbeitsplätze werden heuer in der Ölproduktion eingespart, wie der britische Energiekonzern am Dienstag mitteilte. Die Zahl der Beschäftigten in der sogenannten Upstream-Sparte solle so bis Jahresende unter die Marke von 20.000 gesenkt werden.

Bei der Ölförderung in der Nordsee sollen binnen zwei Jahren 600 Jobs wegfallen, die meisten davon schon 2016. "Wir wollen unsere Strukturen vereinfachen und die Kosten senken", sagte ein Sprecher. Zuletzt zählte der Konzern insgesamt rund 84.000 Mitarbeiter.

Wegen des gesunkenen Ölpreises hat die Branche bereits tausende Stellen abgebaut und Investitionen gestrichen.