Die EZB hat ihre umstrittene Geldschwemme für das Finanzsystem noch einmal ausgeweitet. Die Währungshüter wollen nun auch Anleihen von Kommunen und Regionen erwerben, wie EZB-Präsident Mario Draghi am Donnerstag in Frankfurt ankündigte. Zudem sollen die monatlichen Anleihenkäufe von rund 60 Mrd. Euro bis mindestens März 2017 verlängert werden.

Bisher sollte das Programm Ende September 2016 auslaufen.

Höhere Strafzinsen

Auf die Banken im Euroraum kommen zudem höhere Strafzinsen zu, wenn sie überschüssige Gelder bei der Zentralbank parken. Die EZB setzte den sogenannten Einlagensatz von bisher minus 0,2 auf minus 0,3 Prozent.

Den Leitzins für die Versorgung der Kreditinstitute mit Zentralbankgeld beließen die Währungshüter hingegen bei 0,05 Prozent. Auf diesem Rekordtief liegt er bereits seit September 2014. An den Märkten wurde teilweise mit größeren Schritten der Notenbank gerechnet. Der Dax gab seine Gewinne ab und fiel um 2,16 Prozent auf 10.943 Punkte. Der Euro zog um gut zwei US-Cent auf 1,08 Dollar an.

Draghi flutet die Märkte noch länger mit billigem Geld

"Wir machen mehr, weil es wirkt", sagte Draghi auf der Pressekonferenz in der Frankfurter EZB-Zentrale. "Wir sind zuversichtlich, dass diese Entscheidungen angemessen sind, um unser Ziel zu erreichen." Die EZB wolle sicherstellen, dass die Inflation im Währungsraum sich wieder der Zielmarke von knapp unter zwei Prozent nähere. Ohne die Maßnahmen wäre die Teuerung nächstes Jahr einen halben Prozentpunkt tiefer. Auch die wirtschaftlichen Bedingungen würden sich durch das Programm nach und nach verbessern, so Draghi. Die Entscheidungen seien zwar nicht einstimmig gefällt worden, aber mit einer "sehr großen Mehrheit".

Inflationserwartung zurückgenommen

Die Preise in der Eurozone werden der EZB zufolge allerdings langsamer steigen als bisher angenommen. Die Experten der Notenbank senkten ihre Prognose für die Teuerungsrate 2016 von 1,1 auf 1,0 Prozent und für 2017 von 1,7 auf 1,6 Prozent. Für das zu Ende gehende Jahr wird weiter ein Mini-Plus von 0,1 Prozent erwartet. Als ideal für die Wirtschaft gelten allerdings knapp zwei Prozent.

Mit den Anleihenkäufen will die EZB das Wirtschaftswachstum ankurbeln und die aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation anheizen. Durch die Käufe sollen Bonds-Renditen sinken und so als Investment für Banken unattraktiver werden. Die Geldhäuser sollen stattdessen mehr Kredite an die Wirtschaft vergeben. In die gleiche Richtung zielen auch die Strafzinsen für Banken.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) äußerte sich dennoch kritisch: "Die Europäische Zentralbank setzt ihr riskantes geldpolitisches Experiment fort, ohne Rücksicht auf gefährliche Konsequenzen", erklärte GDV-Präsident Alexander Erdland. "Steigen werden vor allem die Preise am Aktien- und Immobilienmarkt - zulasten der Ersparnisse von Gering- und Durchschnittsverdienern."