Mehr als jeden zweiten verdienten Euro müssen Unternehmen in Österreich an den Fiskus abliefern. Obwohl das Hochsteuerland diesbezüglich ohnehin schon zu den unattraktivsten 20 Prozent der Welt gehört, ist es im internationalen Vergleich gegenüber dem Vorjahr von Platz 72 auf 74 noch weiter abgerutscht, geht aus einer aktuellen Studie von Weltbank und PwC hervor.

Nur dank der bei der Gesamtbewertung der Steuerstandorte (neben der Steuerquote) ebenfalls berücksichtigten Faktoren "Zeitaufwand für die Steuererklärung" und "Zahl der Steuerzahlungen pro Jahr" bewegt sich Österreich noch in der Nähe des oberen Drittels der weltweit 189 verglichenen Länder.

Die teuersten und günstigsten Länder

Mit einer Gesamtsteuerbelastung von 51,7 Prozent fordert die Finanz hierzulande einen gleich hohen Anteil des Unternehmensgewinns ein wie beispielsweise in Mexiko bzw. bürdet eine ähnliche Last auf wie in Japan (51,3 Prozent), der Slowakei (51,2 Prozent), Tschechien (50,4 Prozent), Spanien (50,0 Prozent) oder Griechenland (49,6 Prozent). Ärger belastet als in Österreich werden die Betriebe innerhalb der EU nur in Belgien (58,4 Prozent), Frankreich (62,7 Prozent) und Italien (64,8 Prozent), wie aus der Erhebung "Paying Taxes 2016" hervorgeht, die heute, Donnerstag, veröffentlicht wurde.

Wesentlich günstiger wirtschaften als in Österreich können Betriebe hingegen in Kroatien (20 Prozent), Luxemburg (20,1 Prozent), Zypern (24,4 Prozent), Dänemark (24,5 Prozent), Irland (25,9 Prozent), Bulgarien (27 Prozent), der Schweiz (28,8 Prozent), Slowenien (31,0 Prozent) und Großbritannien (32 Prozent).

Im internationalen Steuerwettbewerb in der Gesamtwertung führend sind laut Weltbank und Unternehmensberater PriceWaterhouseCoopers Katar gleichauf mit den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). In die Bewertung der 189 untersuchten Länder fließen neben der Steuersumme auch Faktoren wie Zeitaufwand zur Erfüllung der Steuerpflicht und Menge der Zahlungstransaktionen ein. Die Gesamtsteuerbelastung in den beiden führenden Ländern liegt bei 11,3 bzw. 15,9 Prozent. An dritter Stelle im weltweiten Vergleich rangiert Saudi-Arabien (Steuerquote: 15 Prozent), gefolgt von Hongkong (22,8 Prozent), Singapur (18,4 Prozent) und - als bestes EU-Land - auf Rang 6 Irland (25,9 Prozent).

Weltweiter Schnitt kräftig gesunken

Als europäische Länder im Spitzenfeld der attraktivsten Steuerländer vertreten sind zudem Dänemark auf Platz 12, Norwegen und Großbritannien auf Rang 14 und 15 sowie Finnland (17. Platz/Steuerquote: 37,9 Prozent), die Schweiz (19. bzw. 28,8 Prozent), Luxemburg (21. bzw. 20,1 Prozent) und die Niederlande (26. bzw. 41 Prozent).

Der weltweite Schnitt für die Steuerbelastung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) habe im abgelaufenen Jahr 40,8 Prozent betragen - zehn Jahre davor waren es noch 52,2 Prozent. "Es ist ermutigend zu sehen, dass sich das fiskalische Umfeld in immer mehr Volkswirtschaften substanziell verbessert - damit sinken die Lasten für die Unternehmen, während die Regierungen zugleich auf nachhaltige Einnahmen vertrauen können", schreibt Weltbank-Direktor Augusto Lopez-Claros in einer Aussendung.

"Österreich überdurchschnittlich teuer"

In Europa liegt die durchschnittliche Gesamtsteuerbelastung von Unternehmen den Angaben zufolge bei 40,6 Prozent - Österreich ist mit 51,7 Prozent also überdurchschnittlich teuer und somit unattraktiver für Betriebe als andere Länder. "Österreich verliert im internationalen Steuerwettbewerb weiter Plätze. Die Steuergesetze in Österreich haben weiter an Komplexität zugenommen. Dieser Trend setzt sich in der Steuerreform des Jahres 2015 fort", stellte Rudolf Krickl, Partner und Steuerexperte bei PwC Österreich, fest. In vielen Ländern gebe es aber "nach wie vor einen erheblichen Verbesserungsbedarf, was die Effizienz des Steuersystems betrifft", so Marius Möller, Tax-Vorstand von PwC Deutschland.

Besser als der Durchschnitt ist der Standort Österreich dafür beim Zeitaufwand für die Steuererklärung, der hierzulande für KMU bei rund 166 Stunden liegt, weltweit aber bei durchschnittlich 261 Stunden und in der EU und im EFTA-Raum bei 173 Stunden. Vor zehn Jahren war der Aufwand weltweit noch um 61 Stunden höher - dank Digitalisierung der Steuererklärung und den elektronischen Zahlungsverkehr ging der Zeitaufwand inzwischen deutlich zurück. Die Schweiz und Norwegen sind allerdings mit einem Zeitaufwand von 63 bzw. 83 Stunden wesentlich besser für Unternehmer als Österreich; Deutschland mit 218 Stunden ist dafür deutlich schlechter.

Gut unterwegs

Bei der Zahl der Zahlungstransaktionen ist Österreich mit einem Wert von 12 pro Jahr im internationalen Vergleich recht gut unterwegs - der Schnitt in den EU-Ländern und im EFTA-Raum liegt bei 11,6 und hat sich in den vergangenen zehn Jahren halbiert; weltweit leistet ein Durchschnittsunternehmen 25,6 Steuerzahlungen pro Jahr (um 8,2 Zahlungen weniger als 2004).

Lohn- und Ertragssteuern machen weltweit im Schnitt vier Fünftel der von Unternehmen direkt gezahlten Steuern aus. Betriebe müssen neben Gewinn- oder Körperschaftsteuern, Sozialversicherungsbeiträgen und Steuern auf Arbeit unter anderem auch Vermögenssteuern, Grunderwerbsteuern, Dividendensteuern, Kapitalertragssteuern, Finanztransaktionssteuern, Müllgebühren, Kfz-Steuern und Straßenabgaben entrichten.