Die Chefin der US-Notenbank Federal Reserve, Janet Yellen, hat ein deutliches Signal für eine Zinserhöhung noch in diesem Jahr gegeben. Yellen sagte am Donnerstag in Amherst (Massachusetts), eine Zinserhöhung später im Jahr sei angemessen. Voraussetzung sei, dass sich der US-Arbeitsmarkt weiter verbessere und sich die Inflation weiter auf eine Rate von zwei Prozent zubewege.

Der nächste mögliche Termin ist eigentlich erst im Dezember. Das könnte zum Problem für die Notenbank werden. Das Wachstum in den USA ist seit jeher vom Inlandskonsum getrieben. Das Weihnachtsgeschäft ist daher ein sehr bedeutender Wirtschaftsfaktor. Eine Zinserhöhung könnte die Konsumlaune trüben.

Zinsen bleiben niedrig

Erst vor einer Woche hatte die Fed die erwartete Abkehr von ihrer Nullzinspolitik verschoben. Damit löste sie Kursrückgänge an den internationalen Finanzmärkten aus.

Yellen (69) hielt an der Universität Amherst eine Vorlesung. Sie sagte, die meisten Mitglieder des Fed-Offenmarktausschusses, darunter sie selbst, gingen derzeit davon aus, dass ein Erreichen der Ziele für den Arbeitsmarkt und die Inflation zu einer Erhöhung der Zinsen führe - "gefolgt von einem schrittweisen Tempo des weiteren Anziehens". Sie fügte hinzu: "Wenn die Wirtschaft uns überrascht, werden wir unsere Urteile über eine angemessene Geldpolitik ändern."

Nach einer Stunde musste die Fed-Chefin ihre Rede dann mit den Worten "Ich werde hier aufhören" vorzeitig abbrechen. "Präsidentin Yellen hat sich gegen Ende ihrer langen Rede unter hellen Scheinwerfern dehydriert gefühlt", erklärte eine Fed-Sprecherin später. Als Vorsichtsmaßnahme sei die 69-Jährige noch an der Universität medizinisch untersucht worden.

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"Dehydriert" - Fed-Chefin Janet Yellen brach ihre Rede ab

"Wir können nicht sicher sein, wie rasch der Gegenwind für die Binnenwirtschaft nachlassen wird", ließ Yellen vor der Unterbrechung noch wissen. Die jüngsten Entwicklungen der Weltwirtschaft und der Finanzmärkte unterstrichen die Gefahr, dass ein nachlassendes Auslandswachstum die US-Wirtschaft beeinträchtigen könne. Yellen sprach von "temporären Effekten" fallender Energiepreise, welche die Inflation mitverursachten.

Vor einer Woche hatte die Fed als Grund für das Beibehalten ihres Kurses eine schwächelnde chinesische Wirtschaft und Börsenturbulenzen angegeben. Sie ließ den Leitzins unverändert auf dem Rekordtief zwischen null und 0,25 Prozent.