Der US-Notenbanker John Williams sieht gute Chancen dafür, dass die US-Zinsen heuer doch noch angehoben werden. Die Entscheidung der Notenbank Fed vom Donnerstag, mit der ersten Zinserhöhung seit fast einem Jahrzehnt noch zu warten, sei eine "enge Sache" gewesen, sagte Williams am Samstag auf einer Konferenz in Armonk.

Es gebe zwar keine Garantie, dass noch 2015 an der Zinsschraube gedreht werde. Allerdings entwickelten sich der Arbeitsmarkt und die Inflationsrate in die richtige Richtung. Daher wäre eine erste kleine Zinsanhebung der richtige Schritt und der wahrscheinlichste Zeitpunkt dafür noch im heurigen Jahr. Letztlich werde dies aber davon abhängen, wie die Fed die Lage der Weltwirtschaft und deren Auswirkung auf die US-Konjunktur einschätze.

Schritt schon im Oktober vorstellbar

Williams ließ durchblicken, dass er sich den Schritt sogar schon im Oktober vorstellen könnte. Zwar sei im Anschluss an diesen Termin keine Pressekonferenz der Fed geplant. Das sei aber nicht problematisch, sagte er. Einige Volkswirte haben bisher erwartet, dass die Fed die Zinswende nicht in einem Monat einleiten wird, in dem sie ihre Entscheidung im Anschluss nicht ausführlich begründen kann.

Williams ist im Zinsgremium der Fed, dem Offenmarktausschuss (FOMC), heuer stimmberechtigt. Er gilt zudem als enger Vertrauter von Fed-Chefin Janet Yellen. Bei der Sitzung am Donnerstag hatte er sich - wie neun seiner zehn Kollegen in dem Gremium auch - wegen der relativ schwachen Wirtschaftslage in China und damit verbundenen Turbulenzen an den Finanzmärkten dafür ausgesprochen, die Zinsen vorerst bei nahe Null zu lassen.