Zumindest elf gesetzliche Feiertage gibt es jedes Jahr in Österreich. Im EU-Vergleich liegen wir damit ziemlich weit vorne. Nur in Spanien (14 Feiertage), Zypern (13) sowie Litauen, Slowenien und Kroatien (je 12) gibt es noch mehr Feiertage. Mit dem gesetzlichen Urlaubsanspruch kommen die Österreicher damit auf 36 arbeitsfreie Tage pro Jahr. Fällt ein Feiertag mit dem Wochenende zusammen, schauen Arbeitnehmer freilich durch die Finger. So wie auch am „Mariä Himmelfahrt“-Feiertag und an insgesamt fünf Feiertagen in diesem Jahr.

"Menschen brauchen längere Erholungsphasen"

Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB), forderte am Freitag, diese Feiertage künftig auf den darauffolgenden Montag zu verschieben bzw. quasi nachzuholen. "Dadurch entstehen längere Erholungspausen, die wichtig für die Gesundheit der Menschen sind“, sagt Achitz. Zwar habe Österreich viele Feiertage, "dabei wird aber außer Acht gelassen, dass manche davon ohnehin jedes Jahr auf einen Sonntag fallen, nämlich Oster- und Pfingstsonntag", so Achitz. "Doch die Menschen brauchen mehr Freizeit, um länger gesund und arbeitsfähig zu bleiben. Immerhin wird von ihnen erwartet, dass sie immer später in Pension gehen", sagt Achitz. Auch im Sinne der gerechteren Aufteilung der vorhandenen Arbeit seien mehr Feiertage wünschenswert. Ein Vorschlag, der Arbeitnehmer freuen dürfte, sonst aber auf wenig Gegenliebe stößt.

"Angesichts der Forderung, Wochenend-Feiertage am Montag nachzuholen, stellt sich die Frage, ob hitzebedingter Populismus wichtiger ist als Wirtschaftswachstum, Konkurrenzfähigkeit und Beschäftigung", sagt Martin Gleitsmann, Leiter der Sozialpolitischen Abteilung in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Bei der Anzahl der Feiertage liege Österreich bereits jetzt im Spitzenfeld der europäischen Staaten, betont Gleitsmann. Noch mehr Feiertage würden der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes schaden und Arbeitsplätze gefährden.

"Weitere Arbeitszeitverkürzung grotesk"

Ähnlich argumentiert Wirtschaftsbund-Generalsekretär Peter Haunber, der von „fadenscheinigem Populismus“ spricht. „Was wir daher brauchen ist nicht mehr Freizeit, sondern die richtigen Rahmenbedingungen, um die heimischen Betriebe zu entlasten. Nur das stärkt unsere Wettbewerbsfähigkeit und schafft Arbeitsplätze“, sagt Haubner. „Ein zusätzlicher freier Tag bedeutet ein weiteres Ansteigen der jetzt schon sehr hohen Lohnnebenkosten und damit noch mehr Belastungen für die Betriebe. "Ich halte eine solche Debatte angesichts der angespannten Lage am Arbeitsmarkt und den hohen Arbeitslosenzahlen für kontraproduktiv."

Für den Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Peter Koren, sind „Rufe nach einer weiteren Arbeitszeitverkürzung schlichtweg grotesk“. Dies gerade jetzt zu forden, „während Österreich bei der Wettbewerbsfähigkeit immer weiter hinter Deutschland zurückfällt, ist nicht nachvollziehbar.“ Auch in Spanien, Belgien und Großbritannien werden Wochenend-Feiertage übrigens am Montag nachgeholt.

WOLFGANG FERCHER