Der Technologiekonzern Siemens will in Norddeutschland eine Windkraftanlagen-Fabrik mit bis zu 1000 Arbeitsplätzen bauen. Das rund 200 Millionen Euro teure Projekt sei eine der bedeutendsten Neubauvorhaben der letzten Jahre im eigenen Bereich, erklärte Siemens am Mittwoch in München. In dem neuen Werk sollen ab 2017 Generatorengondeln für die Siemens-Windanlagen der neuen Generation montiert werden.

In der Nordsee entstehen derzeit zahlreiche Windparks. "Der Ausbau der Windenergie in Deutschland und Europa ist eine Riesenchance für Norddeutschland und Siemens", erklärte Unternehmenschef Joe Kaeser. "Die Entscheidung, eine neue Fertigung in Cuxhaven zu bauen, ist ein klares Bekenntnis zum Standort Deutschland." Siemens ist nach eigenen Angaben einer der weltweit führenden Anbieter von Windturbinen für den Einsatz auf See und an Land.

Im Siemens-Werk in Cuxhaven sollen die Maschinenhäuser der neuen Sieben-Megawatt-Turbinen-Generation der Firma montiert werden. Sie beherbergen den Generator und die Rotornabe. Die neue Fabrik wird auf einem Gelände direkt im Hafen entstehen, damit Schiffe die schweren Maschinenhäuser gleich weiter zu den Baustellen auf See transportieren können. Die Rotorblätter werden aus einem zweiten Werk im britischen Hull kommen, die Siemens ebenfalls neu baut. Auch sie werden direkt zu den Baustellen gebracht.

670 Windenergie-Anlagen in der Nordsee

Norddeutsche Politiker und Gewerkschafter äußerten sich hocherfreut über die Investitionsentscheidung. Cuxhavens Oberbürgermeister Ulrich Getsch (parteilos) sprach von einem "grandiosen Erfolg", der seiner Stadt eine "weitreichende Perspektive" eröffne. Der Bezirk Küste der IG Metall erklärte, es handle sich um ein "klares Zeichen", dass die Offshore-Windkraftindustrie eine Zukunftsbranche sei. Auch aus dem elbaufwärts gelegenen Hamburg kam Lob. Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) bezeichnete die Ansiedlung als Stärkung für die gesamte "Metropolregion Hamburg".

Siemens hatte allein in den vergangenen Wochen und Monaten mehrfach Großaufträge für die Ausrüstung und langfristige Wartung neuer Windparks vor Deutschland und Großbritannien bekanntgegeben. Im deutschen Bereich der Nordsee wurden Branchenverbänden zufolge bisher elf Turbinenfelder ganz oder teilweise in Betrieb genommen, fünf weitere befinden sich im Bau oder sind fest geplant.

Insgesamt speisen in der Nordsee bereits rund 670 Windenergie-Anlagen Strom für drei Millionen Haushalte ins Netz ein. Große Energieversorger und Finanzinvestoren stecken seit einiger Zeit viel Geld in den Ausbau der Offshore-Windenergie, die ein Pfeiler der Energiewende sein soll. Nach Angaben von Herstellern wird Stromerzeugung auf See zunehmend wettbewerbsfähiger.