Es war nur eine Frage der Zeit. Und Zeit für private Dinge haben Berufstätige eher am Wochenende. Darum steigt die Österreichische Post nun in die Paketzustellung auch an Samstagen ein. Für 300.000 Haushalte läuft das Projekt schon. „Die erste Resonanz von Kundenseite ist hervorragend“, sagt Post-Paketvorstand Peter Umundum im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Schon im Herbst wird es die Paketzustellung an sechs Tagen pro Woche auch in den südlichen Ballungsräumen Graz, Klagenfurt und Villach geben.

Boomender Paketmarkt hart umkämpft

Hintergrund der Ausweitung, „die uns auch einiges kosten wird“, ist der boomende, aber auch umkämpfte Paketmarkt. „Die Samstagszustellung ist europaweit üblich und wird zunehmend von Markt und Kunden erwartet“, so Umundum. Sprich: Die Post will dieses boomende Feld nicht der Packl-Konkurrenz wie DHL, GLS oder Hermes überlassen – wiewohl sie gegen die Privaten im jüngsten Kundenvergleichstest deutlich besser abgeschnitten hat.
Allein im Vorjahr hat die Post mit 74 Millionen Paketen um vier Millionen mehr zugestellt als im Jahr zuvor. Tendenz auch heuer steigend.

Post-Vorstand Peter Umundum
Post-Vorstand Peter Umundum © Susanne Hassler

Ob Waschmaschine oder Riesenfernseher, die mit zwei Mann zugestellt werden, oder Gurkensalat und frische Milch: „Mittlerweile gibt es nichts mehr, was nicht auch online bestellt wird“, sagt Umundum, der großes Wachstumspotenzial in der Lebensmittelzustellung innerhalb eines Tages sieht. „Hier werden wir heuer auch in Graz ein Projekt starten.“

Umstellung für Zusteller

Für die Post- und Paketzusteller bringt die Samstagszustellung naturgemäß große Veränderungen mit sich. „Wir werden die Dienstzeiten in enger Absprache mit den Belegschaftsvertretern auf eine Sechstagewoche ausweiten.“ Das heiße natürlich nicht, dass jeder Zusteller jede Woche sechs Tage arbeite. „Die 40-Stunden-Woche bleibt natürlich aufrecht“, so Umundum. In der Testphase werde man verstärkt auch auf Frächter setzen, die unter dem Post-Logo zustellen. Generell, heißt es bei der Post, würde die Samstagszustellung auch zur Absicherung von Arbeitsplätzen beitragen. Denn: Die Briefsparte schrumpft jährlich um drei bis fünf Prozent.

Kampf gegen "gelben Zettel"

Die Samstagszustellung soll die Quote, wie viele Pakete beim ersten Versuch an den Mann und die Frau gebracht werden, weiter erhöhen. „Derzeit liegen wir bei über 91 Prozent.“ Im Kampf gegen den „gelben Zettel“ wurde im letzten Jahr die Zahl der Paketabstellboxen in Mehrparteienhäusern auf 11.000 verdoppelt. Zudem, so Umundum, würden auch digitale Benachrichtigungen, wann und wo das Paket zugestellt werde, immer besser angenommen.

VON ULRICH DUNST