Eine Flaute im Wohnbau ortet s-Bausparkasse-Chef Josef Schmidinger. In Österreich gebe es derzeit einen "Durchhänger" bei der Bauleistung, so Schmidinger Mittwochabend vor Journalisten. Mit der Nachfrage nach Wohnbaukrediten werde man trotz Niedrigzinsen nicht gerade überschüttet. Das geplante Wohnbau-Konjunkturpaket der Regierung erwartet er nun im Herbst.

Die Wohnbauoffensive war im März bekanntgegeben worden. Bei dem Paket sollen in fünf bis sieben Jahren insgesamt 5,75 Milliarden Euro zur Verfügung stehen, davon sind fünf Milliarden Euro für die Schaffung von insgesamt 30.000 Wohnungen und 750 Millionen Euro für Infrastruktur vorgesehen.

Neue Wohnbau-Bank

An Bord ist auch die Europäische Investitionsbank (EIB) mit 700 Millionen Euro. Die EIB-Mittel sollen über eine eigene - im Eigentum von Bausparkassen und Wohnbaubanken stehende - Wohnbauinvestitionsbank an die Bauträger weitergeleitet werden. Der Bund haftet dafür mit 500 Millionen Euro.

Schmidinger rechnet nun damit, dass diese Initiative inklusive der nur für diesen Zweck zu gründenden Wohnbauinvestitionsbank im September dingfest gemacht wird. Die Textentwürfe seien in Abstimmung, die Begutachtung von dem Gesetzesentwurf sollte demnächst beginnen und im Herbst dann die Zuleitung an den Nationalrat erfolgen, skizzierte Schmidinger den Fahrplan. Das Wohnbaupaket wäre im Rahmen des für September geplanten Arbeitsmarktgipfels ein möglicher Punkt, den man zur Verabschiedung bringen könnte.

Man versuche jedenfalls seit Monaten vorwärtszukommen, um die EIB-Gelder zu mobilisieren und mehr Wohnungen errichten zu können. Man habe in den letzten Jahren von Entfesselung geredet, aber die Vorschriften, um eine Wohnbauinvestitionsbank ins Leben zu rufen, seien immer mehr und immer stringenter geworden. Eingebunden seien Wirtschaftsministerium, Finanzministerium, Finanzmarktaufsicht und Nationalbank. Man brauche diese Wohnbauleistung, man könnte aus EIB-Geldern etwa den Bauteil Nord in der Seestadt Aspern rasch in Angriff nehmen und beispielsweise auch in Graz oder Salzburg ähnliche Projekte realisieren.

Ziel: 700-Euro Mietwohnung

Schmidinger ist jedenfalls optimistisch, dass es bis zum Beschäftigungsgipfel gelingt, das Instrument auf die Beine zu stellen. Er glaubt, "man braucht sicher Mut und Einsatz von den verschiedenen öffentlichen Stellen", um das Projekt voranzutreiben. Das Ziel müsse die 700-Euro-Mietwohnung, die für den Durchschnittsverdiener noch leistbar sei.

Der Wohnbau hält nach Ansicht Schmidingers nicht mit dem Bedarf an leistbaren Wohnungen Schritt. Die Zuwanderung bringt Druck auf den Wohnungsmarkt, vor allem in den Ballungszentren. In Wien beispielsweise wären 12.000 bis 14.000 neue Wohnungen pro Jahr nötig. Bei der Inflationsrate sei Wohnen Preistreiber Nummer eins. Beim klassischen "Häuselbauen" sei die Nachfrage aktuelle relativ flau.

Weniger Baubewilligungen

Die Zahl der Baubewilligungen sei im ersten Quartal 2014 bei rund 12.500 gelegen, im gesamten Jahr 2014 seien es rund 61.000 gewesen. Hochgerechnet auf das Gesamtjahr seien damit rund 50.000 Baubewilligungen zu erwarten. Fertiggestellt wurden im Vorjahr etwa 45.000 bis 48.000 Wohneinheiten. Man könne nun entweder eine Zwangsbewirtschaftung starten oder drei andere Dinge tun. Man müsse überlegen, wo die Menschen wohnen könnten, in Wien etwa seien dies derzeit das Sonnwendviertel um den Wiener Hauptbahnhof, die Seestadt Aspern und das Nordbahnhofgelände. Nach den Grundstücken müsse die Infrastruktur geschaffen werden. Und schließlich brauche man für die Errichtung leistbarer Wohnungen langfristige Gelder zu niedrigen Zinsen.

Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten ist laut s Bausparkasse trotz der niedrigen Zinsen moderat. Die Nationalbank-Statistik weist für das erste Quartal einen Bestandszuwachs von 3,2 Prozent auf, allerdings ist hier auch ein Effekt der Franken-Aufwertung zu Jahresbeginn. In den Folgemonaten sie die Zuwachsrate bei 1,3 Prozent gelegen. Die Nationalbank konstatiere aber, dass die Nachfrage der privaten Haushalte nach Wohnbaukrediten im zweiten Quartal etwas zugenommen habe.