Der Immobilien-Milliardär und einstige Gründer des Handelsriesen Billa, Karl Wlaschek, ist am gestrigen Sonntag im Alter von 97 Jahren in Graz gestorben. Er sei "in Frieden verschieden", bestätigte man der APA in seiner Immobilienfirma einen "Standard"-Online-Bericht von Montagnachmittag. Beigesetzt wird Wlaschek laut Bericht in seinem Mausoleum im Palais Kinsky auf der Freyung in Wien.

1953 hatte der Selfmade-Man als Kaufmann begonnen und 43 Jahre später die Handelskette Billa 1996 für geschätzte 1,1 Mrd. Euro an den deutschen Rewe-Konzern verkauft. Das Geld steckte er in Immobilien. Rasch stieg er zum größten privaten Hausherrn Österreichs auf, derzeit umfasst der Immobilienbesitz der Karl Wlaschek Privatstiftung österreichweit mehr als 150 Objekte.

Schlosshotel Velden

Jüngster Mega-Deal war im Herbst 2011 der Erwerb des Schlosshotel Velden, das er der notverstaatlichten Hypo Alpe Andria Bank um kolportierte 50 Mio. Euro abkaufte. Im Juli 2014 kaufte Wlaschek der Vienna Insurance Group (VIG) das Wiener Ring-Palais an der Ecke zur Babenbergerstraße für 17,5 Mio. Euro ab. Bekannt geworden ist das Gebäude durch sein Penthouse, das Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser gemietet hatte.

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Der am 4. August 1917 in Wien geborene Wlaschek zählte viele Jahre lang zu den reichsten Österreichern. Laut dem US-Magazin "Forbes" belief sich Wlascheks Vermögen 2014 auf 4,2 Mrd. US-Dollar (3,83 Mrd. Euro). Damit lag er weltweit auf Platz 393 der vermögendsten Menschen. Nur zwei Österreicher waren noch reicher als Wlaschek: Dietrich Mateschitz (Red Bull) mit 10,8 und Johann Graf (Novomatic) mit 6,6 Mrd. US-Dollar.

Das Glück seines Lebens sei es gewesen, die Kriegsjahre heil überstanden zu haben, sagte Wlaschek im November 2005 bei der Präsentation seiner Memoiren. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er unter dem Pseudonym "Charly Walker" als Pianist und Bandleader tätig. 1953 legte er mit einer kleinen Parfümerie, die er als Einzelgesellschaft eintragen ließ, den Grundstein für eine expansive Handelsgruppe. Knapp sieben Jahre später nannte er schon 45 Lebensmittelgeschäfte sein Eigen, die ab 1960 unter dem Namen "Billa" - für "Billiger Laden" - firmierten.

Billa-Verkauf an Rewe

Bis zum Verkauf des Billa-Handelsriesen mit damals 50 Mrd. Schilling (3,63 Mrd. Euro) Jahresumsatz im Sommer 1996 an Rewe hatte es Wlaschek auf ein Handelsimperium mit 18.000 Mitarbeitern und 1.340 Filialen gebracht, die unter der Konzernholding BML Vermögensverwaltung AG (für Billa Merkur Libro) zusammengefasst waren. Daneben zählten zu der von Rewe übernommenen BML die Marken Mondo und Emma, die Parfümerie-Kette Bipa, ferner die Billa-Töchter in Ungarn, Polen, Tschechien, der Slowakei, Italien und Deutschland.

1994 brachte der in Geschäftsdingen medienscheue Handels-Guru die Billareal Immobilieninvest AG in Wien an die Börse und lud dazu - erstmals seit mehr als einem Vierteljahrhundert - wieder zu einer Pressekonferenz. Das Unternehmen mit Erhard Schaschl als Aufsichtsrats-Chef notierte allerdings nur drei Jahre, bis 1997, am Aktienmarkt, weil es von der Karl-Wlaschek-Stiftung zurückgekauft wurde.

Nachdem er bei der Privatisierung der damals zweitgrößten Bank des Landes, der Creditanstalt (CA), nicht zum Zug kam, begann Wlaschek sein Vermögen in Immobilien anzulegen. Sein beachtlicher Realitätenbesitz ist über zahlreiche Gesellschaften und Stiftungen mit teils klangvollen Namen ("Amisola", "Estrella", "Ermione", "Novoreal") gemanagt. Neben etlichen herrschaftlichen Palais (darunter Kinsky, Ferstel, Esterházy und Harrach) in der Wiener Innenstadt besitzt der Immo-Tycoon rund 250 Objekte in ganz Österreich.

Immobilienimperium

Wlascheks Immobilienreich ist 1,94 Mrd. wert, hieß es zuletzt im Oktober 2011. Allein die drei Bilanzen von Amisola, Novoreal und Estrella wiesen für das Jahr 2010 einen Gewinn von 35 Mio. Euro aus, was rechnerisch einer Rendite von nur 1,8 Prozent entsprach (Buchwert/Jahresgewinn) - etwas unter der Inflation von 1,9 Prozent. An Mieterlösen spielten die drei Immo-Firmen 126 Mio. Euro ein. Zugekauft hatte 2010 nur die Amisola, die 14 Liegenschaften im Wert von 113 Mio. Euro erwarb; Novoreal und Estrella veräußerten marginal.

Kronprinz für das Wlaschek-Vermögen ist der 40-jährige Sohn aus Wlascheks zweiter Ehe, Karl Philipp, der seit Jahren wichtige Positionen im Firmen-Imperium innehat. Als weitere Begünstigte der Stiftungen galten nach früheren Berichten Maria-Luise Bittner, Wlascheks Tochter aus erster Ehe, sowie Stieftochter Claudia Hönigsberger, deren Mutter Karin, die vierte Ehefrau des Milliardärs, im Herbst 2003 verstorben ist. Insgesamt brachte es Wlaschek samt der überraschenden Heirat mit seiner Lebensgefährtin Ricki Schenk im April 2012 in Velden auf fünf Ehen und drei Scheidungen. Wegen der Vielzahl von Lebensgefährtinnen in früheren Jahren nannte ihn eine Zeitung einen Womanizer. Er selbst sah dies offenbar gelassen: "Beim Gschäft bin i guad, bei de Weiber bin i a Depp", lautete ein legendärer Spruch Karl Wlascheks.

"Vordenker und Pionier"

Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) haben am Montag der Familie des verstorbenen Billa-Gründers Karl Wlaschek ihr Beileid ausgesprochen. Auch Rewe-Chef Frank Hensel kondolierte den Hinterbliebenen.

"Karl Wlaschek war ein großer österreichischer Unternehmer, der tausende Arbeitsplätze in unserem Land geschaffen hat und für sein Lebenswerk Anerkennung und Respekt verdient. Meine Anteilnahme ist in dieser Stunde bei seiner Familie und den Hinterbliebenen", so Faymann in einer Aussendung.

Österreich verliere "einen großen Unternehmer und eine charismatische Persönlichkeit", so auch Vizekanzler und Wirtschaftsminister Mitterlehner. Wlaschek habe sich "mit nur wenig Startkapital, aber umso größerem Fleiß und Einsatz zum Milliardär empor gearbeitet. Mit seinem Lebenswerk hat er den heimischen Handel und damit den Wirtschaftsstandort wesentlich geprägt."

Rewe-Boss Hensel bezeichnete Wlaschek als "Vordenker und Pionier", der den österreichischen Lebensmittelhandel revolutioniert habe - nicht zuletzt mit der Einführung des Selbstbedienungskonzepts von Billa. "Mit ihm geht der Gründervater unserer Handelsunternehmen Billa und Bipa verloren, sein Erbe jedoch bleibt Österreich erhalten", so Hensel.