Österreich ist im heurigen Standortranking des Schweizer Instituts für Management-Entwicklung (IMD) wieder zurückgefallen. Gleich vier Ränge hat die Alpenrepublik puncto Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt und rangiert nun auf Platz 26. Im Vorjahr hatte sich Österreich um einen Rang auf Platz 22 verbessert. Baustellen ortet das IMD beim frühen Pensionsantrittsalter und im Schulsystem.
Der Top-Standort 2015 bleibt die USA. Zu verdanken ist das dem IMD zufolge der hohen Effizienz im Geschäftsbereich, dem starken Finanzsektor, der hohen Innovationskraft sowie der guten Infrastruktur im Land. Auf den zweiten bzw. dritten Platz aufgestiegen sind Hongkong und Singapur. Die beiden Länder haben heuer die Schweiz überholt. Weiters in den Top Ten geblieben sind Kanada, Norwegen, Dänemark, Schweden und Deutschland. Die frühere Nummer sechs Luxemburg fiel auf Platz elf zurück.
Krisenländer holen auf
Stark aufgeholt haben die kriselnden Länder in Europas Süden, Portugal, Italien und Griechenland. Russland und die Ukraine sind hingegen deutlich abgerutscht. Neu in das Ranking aufgenommen wurde die wirtschaftliche stark wachsende Mongolei (Platz 57).
Die Business-Schule aus Lausanne hat dieses Mal 61 Länder unter die Lupe genommen. Nach zahlreichen Kriterien, u. a. aus den Bereichen Arbeitsmarkt, Bankenwelt und gesetzliche Vorschriften, wird bewertet, wie attraktiv es für Firmen ist, sich anzusiedeln. Zwei Drittel der Grundlage für das Ranking beruhen auf statistischen Daten, ein Drittel auf den Ergebnissen einer internationalen Managerumfrage. Im Falle Österreichs wurden die Daten von der Industriellenvereinigung (IV) zur Verfügung gestellt. Die IV betonte, dass sie mit dem Ranking und den Empfehlungen nichts zu tun habe. Auch die Managerumfrage werde nicht von der IV durchgeführt, sondern vom IMD.
Der Standort Österreich ist laut IMD seit Jahren auf dem absteigenden Ast. Die beste Platzierung hatte Österreich im Jahr 2007 (Platz 11), ab dann ging es - bis auf 2014 - stetig bergab.
Pensionen, Verwaltung, Budget
Verbesserungsbedarf hat Österreich nach Ansicht der Schweizer Management-Schule beim (frühen) Pensionsantrittsalter sowie bei der Verwaltungsreform und der Budgetkonsolidierung - darum müssten sich auch Länder und Gemeinden kümmern. Weiters sieht das IMD "Engpässe" im Bildungssystem (auf der Sekundarstufe) und im Vergleich zu den USA zu hohe Energiekosten für Betriebe.
Gegenüber dem Vorjahr hat sich Österreich laut IMD etwa bei der Wechselkursstabilität, bei staatlichen Subventionen und bei Patenten verbessert. Verschlechtert hat sich das Land dagegen puncto BIP-Zuwachs pro Kopf, Direktinvestitionen sowie Budgetdefizit.
"Alarmierendes" Ergebnis
Als "alarmierend" bezeichnete der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, das Ergebnis. "Der regelrechte Absturz Österreichs im IMD-Ranking von Platz 11 im Jahr 2007 auf Rang 26 kann nicht mehr ignoriert werden und ist die gelbe Karte für Österreich. Die Politik muss den Warnruf erstnehmen und eine standortpolitische Trendumkehr herbeiführen. Zumal die kontinuierliche Verschlechterung der Standortattraktivität mittlerweile in der wirtschaftspolitischen Realität angekommen ist: Österreich zählt beim Wirtschaftswachstum zu den Schlusslichtern Europas und das Investitionsniveau ist sehr gering, gleichzeitig erreicht die Arbeitslosigkeit Rekordhöhen. Diese Daten lassen sich nicht mehr schönreden oder anzweifeln", so Neumayer.