Das Wachstum werde im laufenden Jahr hinter dem europäischen Durchschnitt zurück bleiben, prognostiziert das Beratungsunternehmen Ernst & Young (EY). Die heimische Wirtschaft werde 2015 um 1,1 Prozent wachsen, der Euroraum dagegen um 1,5 Prozent.
Konsum soll deutlich anziehen
2016 sollte sich die Erholung fortsetzen. Im Euroraum werden dann 1,8 Prozent Wachstum erwartet. Auch für Österreich werden die längerfristigen Aussichten positiver eingeschätzt: 2016 sollte Österreichs Wirtschaft um 2,1 Prozent und damit wieder deutlich stärker als der Schnitt in der Eurozone wachsen. "Das liegt daran, dass der Außenhandel wieder stärker Fuß fasst und der Konsum im Inland, der traditionellerweise stabilisierend auf das Wirtschaftswachstum wirkt, deutlich anzieht", so Helmut Maukner, Country Managing Partner von EY Österreich am Montag in einer Presseaussendung.
Der Wirtschaft Schwung verleihen vor allem der niedrige Ölpreis und der gesunkene Eurokurs. Die Arbeitslosigkeit werde europaweit spürbar sinken, Österreich werde seinen zweiten Platz hinter Deutschland verteidigen können.
Schwache Auslandsnachfrage
Der Grund für das schwache Wirtschaftswachstum in Österreich sei die starke Spezialisierung des heimischen Exports auf Investitionsgüter und die Konzentration des Außenhandels auf die Eurozone, so Maukner. Für die meisten Euro-Länder gehe es wirtschaftlich zwar bergauf, aufgrund der unsicheren Wirtschaftslage seien sie aber weiterhin zurückhaltend bei Investitionen. Das führe zu einer schwachen Auslandsnachfrage nach österreichischen Exporten. Darüber hinaus seien die aktuellen Rahmenbedingungen einfach nicht geeignet, um Euphorie in der heimischen Wirtschaft zu entfachen.
Bei der Arbeitslosigkeit dürfte Österreich mit voraussichtlich 5,1 Prozent in den nächsten beiden Jahren auf dem zweiten Platz hinter Deutschland bleiben. Bis 2019 soll die Arbeitslosenquote auf 4,6 Prozent zurückgehen.
Fast alle Länder der Eurozone wachsen laut EY in diesem Jahr stärker als 2014. Vor allem mit der deutschen Wirtschaft gehe es inzwischen wieder mit großen Schritten voran. Sie soll im laufenden Jahr um 2,2 Prozent und im kommenden Jahr um 2,0 Prozent wachsen. Mit einem erwarteten BIP-Wachstum von 3,4 Prozent legen Irland und Litauen voraussichtlich am stärksten zu. Auch Spaniens Wirtschaft wird mit erwarteten 2,4 Prozent deutlich über dem Durchschnitt der Eurozone wachsen. Portugal wächst laut der Prognose leicht über dem EU-Schnitt um 1,7 Prozent. Auch die französische Wirtschaft kommt mit 1,2 Prozent Wachstum langsam wieder in Gang. Sorgenkind bleibt Italien mit einem Wachstum von gerade einmal 0,3 Prozent. Einziges Land mit schrumpfender Wirtschaft ist dem Ausblick zufolge Zypern, wo das BIP voraussichtlich um 0,4 Prozent zurückgehen wird. Gerade Irland und Spanien können auch mittelfristig mit besonders hohen Wachstumsraten rechnen: In Irland soll die Wirtschaft bis 2019 jährlich um durchschnittlich 3,1 Prozent wachsen, in Spanien immerhin um 2,4 Prozent.
Österreich unter Durchschnitt
Gestützt werde das Wachstum in der Eurozone vor allem durch den starken privaten Konsum, der 2015 eurozonenweit um 1,6 Prozent zulegen soll. Österreich liege mit einem Prozent deutlich unter dem Durchschnitt. Zusätzlich profitiere die Wirtschaft der Eurozone vom Wachstum der US-Wirtschaft, die im Jahr 2015 überdurchschnittlich stark - um 3,1 Prozent - zulegen sollte. Die Prognose für das weltweite Wirtschaftswachstum hat EY insbesondere vor dem Hintergrund weltweit gesunkener Energiepreise im Vergleich zu Dezember 2014 von 2,6 auf 2,8 Prozent heraufgesetzt.
EY geht davon aus, dass der Eurokurs und der Ölpreis vorläufig auf relativ niedrigem Niveau verharren werden. Laut Prognose werde der Ölpreis heuer im Durchschnitt bei 55 US-Dollar je Barrel liegen - und damit um 45 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Der Eurokurs werde im Jahresdurchschnitt bei 1,07 US-Dollar liegen, um 2016 sogar noch weiter auf 1,01 US-Dollar fallen. Dadurch werden die Ausfuhren aus der Eurozone in diesem Jahr um 4,0 Prozent steigen, im kommenden Jahr sogar um 4,5 Prozent.
"Die positiven Effekte des niedrigen Eurokurses und des gesunkenen Ölpreises können sogar die negativen Auswirkungen der politischen Krisen auf die europäische Wirtschaft mehr als ausgleichen", so Maukner. Eine Eskalation der Spannungen mit Russland könnte jedoch weitreichende negative Folgen haben. Und auch die Situation in Griechenland bleibe ungewiss und risikobehaftet.
Deutschland voran
Deutschland wird auch in den kommenden Jahren an der Spitze der Länder mit der niedrigsten Arbeitslosenquote gesehen. Laut Prognose wird diese heuer und im nächsten Jahr bei 4,9 Prozent liegen und sich bis 2019 sogar noch auf 4,5 Prozent verringern. Die Arbeitslosenrate in Ländern wie Spanien, Portugal oder Griechenland werde sich zwar in den kommenden Jahren ebenfalls nach unten entwickeln. Dennoch werde sie mittelfristig so hoch bleiben, dass sie weiteres Wachstum hemmt und diese Länder weiterhin vor erhebliche Probleme stellt, heißt es weiter.
Die Prognose geht davon aus, dass die Arbeitslosenquote in Spanien von 24,5 Prozent im Jahr 2014 auf 18 Prozent im Jahr 2019 fallen wird. Für Griechenland wird ein Rückgang von 26,5 Prozent im Jahr 2014 auf 17,4 Prozent im Jahr 2019 erwartet. In Portugal wird die Arbeitslosenquote voraussichtlich von 14,1 Prozent auf 10,3 Prozent zurückgehen.
Die EY-Studie erscheint vierteljährlich und wird gemeinsam mit dem britischen Wirtschaftsforschungsinstitut Oxford Economics erstellt.