IWF-Chefin Christine Lagarde hat vor einer langfristigen Wachstumsschwäche der Weltwirtschaft gewarnt. "Wir müssen heute verhindern, dass die neue Mittelmäßigkeit zur neuen Realität wird", mahnte sie am Donnerstag. Ein solches Umfeld sei auch schlecht für die Finanzstabilität.
"Wir können es besser und wir müssen es besser machen", forderte sie und warnte die Länder vor einer "komfortablen Untätigkeit". Aktuell müsse die Politik die Nachfrage stärken. Längerfristig seien aber Strukturreformen nötig, um die Wachstumsmöglichkeiten zu erhöhen. Andernfalls drohten hohe Arbeitslosenzahlen und Staatsschulden.
Lagarde äußerte sich vor der Denkfabrik "Atlantic Council" rund eine Woche vor Beginn der Frühjahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank. Für 2015 rechnet sie laut Redetext mit einem weltwirtschaftlichen Wachstum, das in etwa die 3,4 Prozent aus dem Vorjahr erreichen dürfte. In den Industrieländern werde es etwas besser laufen als 2014, in den Euro-Ländern mithilfe der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ebenfalls. In den Schwellenländern werde es bei großen regionalen Unterschieden leicht schlechter aussehen als im Vorjahr.
Insgesamt seien die Risiken für die globale Finanzstabilität gestiegen, sagte Lagarde. Diese hätten sich aber verschoben: von Banken zu Nicht-Banken, von Industrie- zu Schwellenländern. Bei der Steigerung der mittelfristigen Wachstumspotenziale spielten Strukturreformen eine zentrale Rolle. Beispielsweise sieht der IWF in der Eurozone und in Japan zu viele steuerliche Hürden, die Menschen von einer Beschäftigung abhielten. Auch beim Zugang kleinerer und mittlerer Firmen zu Geld gebe es in Europa Verbesserungspotenzial.
Was den IWF selbst angeht, so diskutieren nach Lagardes Worten die Mitglieder über Zwischenschritte für eine umfassende Reform, mit der die Schwellenländer mehr Einfluss erhalten sollten. Die Reform war 2010 beschlossen worden. Da der Kongress des größten IWF-Anteilseigners USA dem Vorhaben aber immer noch nicht zustimmte, kann es nicht in Kraft treten.