Der Abschluss der Atomgespräche mit dem Iran wird als großer außenpolitischer Erfolg gefeiert. Die Rohstoffmärkte reagierten allerdings zögerlich. Analysten hatten erwartet, dass Rohöl bis zu fünf US-Dollar nachgeben würde. Doch die Preise fielen gerade einmal um ein bis zwei US-Dollar. Zwischen 49,14 und 54,95 US-Dollar kostete das Fass am Donnerstag – am Freitag hatten die Börsen geschlossen. Die Tiefstwerte des Jänners sind in weiter Ferne.

Die zögerliche Reaktion der Märkte hat drei Gründe, erklärt Alexander Pögl, Ölexperte des Beratungsunternehmen JBC Energy. „Die Verhandlungen ziehen sich inzwischen über einen langen Zeitraum. Zum Teil wurde mit einer Einigung gerechnet.“ Diese Erwartung sei im Preis inkludiert. Viel gravierender sei, dass die Einigung viele Fragen offen lasse. Eine der Grundforderungen des Iran war das Ende der Sanktionen – vor allem des Öl- und Gasembargos der EU.

Die Einigung ist in diesem Punkt sehr vage. Pögl: „Es ist nicht klar, unter welchen Auflagen die Sanktionen gelockert werden. Welche Handelsschranken werden als Erstes fallen?“ Diese offenen Punkte mahnen die Marktteilnehmer zur Vorsicht. „Das Auflösen von Sanktionen ist ein langwieriger Prozess“, erklärt Pögl.
Er rechnet damit, dass der Iran frühestens Anfang kommenden Jahres ungehindert Öl exportieren wird. Und selbst dann nur in geringen Mengen.

Hohe Lagerbestände

90 Millionen Fässer Erdöl werden pro Tag produziert. Anfänglich könne der Iran seinen Export vielleicht um eine Million Fässer pro Tag erhöhen. Allerdings ginge das nur aufgrund der hohen Lagerbestände. Auf den Inseln Kharg, Lavan und Sirri sind rund 38 Millionen Fässer eingelagert. Hinzu kommt die Flotte an Supertankern, die derzeit als Lagerstätte dienen. Der Inhalt: Rund 35 Millionen Fässer.

Sobald dieser Vorrat aufgebraucht ist, kann der Iran rund 300.000 Fässer Rohöl pro Tag zusätzlich produzieren. Pögl: „Dem Iran fehlt einfach die Technologie, um mehr zu fördern.“
Die Einigung hat kaum Auswirkungen auf den Spritpreis. Vor Ostern kostete der Liter Super in der Steiermark zwischen 1,168 und 1,179 Euro, der Liter Diesel bewegt sich zwischen 1,069 und 1,088 Euro pro Liter. R. VILGUT