Neben einer mäßigen Expansion des Konsums der privaten Haushalte, die voriges Jahr stagnierten, sollte in Österreich 2015/16 auch die Investitionstätigkeit etwas zunehmen, so das Wifo. Der deutliche Rückgang der Inflation sollte die Kaufkraft stärken - laut IHS um 0,8 bzw. 0,9 Prozent, dem Wifo zufolge um 0,4 sowie 0,9 Prozent.

Die Investitionsnachfrage ist noch durch das geringe Unternehmervertrauen und die Unsicherheit über die weitere gedrückt. Für heuer rechnet das IHS mit 1,0 Prozent mehr Bruttoanlageinvestitionen - und für 2016 mit einem kräftigeren Plus von 2,7 Prozent. Das Wifo sieht heuer 1,0 Prozent mehr Bruttoanlageinvestitionen, für 2016 dann 1,5 Prozent mehr; die Ausrüstungsinvestitionen sollen real um 1,5 und 2,5 Prozent zulegen.

Die Exporte sollten sich mit dem Anziehen der internationalen Konjunktur wieder beleben. Die Ausfuhren an Waren, aber auch die Einfuhren, sollten heuer wieder deutlich mehr als zwei Prozent zulegen, glaubt das Wifo; das IHS rechnet sogar mit mehr als drei Prozent. Und für 2016 rechnen die Institute hier mit einer Verstärkung des Anstiegs bei den Exporten auf 4 Prozent (Wifo) bzw. sogar auf mehr als 5 Prozent (IHS). Insgesamt dürfte die Außenwirtschaft laut Wifo aber über den Prognosehorizont keinen positiven Wachstumsbeitrag leisten.

Kein ausgeglichener Haushalt

Für das Budgetdefizit nach Maastricht-Definition geht das Wifo (nach 2,8 Prozent des BIP 2014) für heuer von 2,2 Prozent Abgang und 2016 von einem Minus von 1,9 Prozent aus. Ein ausgeglichener Staatshaushalt und ein strukturell nahezu ausgeglichenes Budget würden aufgrund des prognostizierten Konjunkturverlaufes und der angenommenen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen im Prognosezeitraum nicht erzielt.

Das IHS sieht die Lage neben Konsolidierung und schwacher Konjunktur auch stark durch die Unsicherheiten bei der Abwicklung der Hypo Alpe Adria (Heta) geprägt. Für 2015 und 2016 rechnet das Institut mit einem Defizit von 2,1 bzw. 1,8 Prozent des BIP. Wegen der unsicheren Konjunkturlage und allfälliger notwendiger zusätzlicher Mittel für die Banken bestünden aber beträchtliche Prognoserisiken. Da bei Prognose-Erstellung keine Informationen über die Ausgestaltung der Steuerreform vorlagen, habe man diese nicht berücksichtigen können, betont das IHS auch an der Stelle. Doch selbst ohne Steuerreform würde das Ziel eines strukturellen Null-Defizits im Jahr 2016 eine weitere Absenkung des Defizits um gut 1/2 Prozentpunkt erfordern, so das IHS.

Für den Euro-Raum rechnet das Wifo - nach 0,9 Prozent 2014 - für heuer und nächstes Jahr mit 1,1 und 1,3 Prozent realem BIP-Plus, für die EU-28 (nach 1,4 Prozent 2014) mit 1,5 und 1,7 Prozent, also ebenfalls einer leichten Beschleunigung. Das weltweite BIP (Vorjahr
+3,3 Prozent) soll um je 3,7 Prozent expandieren, die USA um 2,9 und 2,8 Prozent, China mit 7,0 und 6,5 Prozent etwas schwächer als zuletzt (2014: 7,4 Prozent).

Risiken durch geopolitische Spannungen

"Die Prognoserisiken sind weiterhin hoch", betont das IHS zu seinem Ausblick. Große Risiken würden von den geopolitischen Spannungen (Ukraine, Syrien, Irak) ausgehen, welche die Unsicherheit der Wirtschaftsakteure erhöhen würden. Eine Verschärfung der Ukraine-Russland-Krise würde laut IHS den Welthandel spürbar verlangsamen und könnte darüber hinaus das Unternehmervertrauen verringern und damit die Investitionstätigkeit beeinträchtigen.

Die expansive EZB-Geldpolitik könne mittelfristig zu Aktien- und Immo-Blasen führen, so das IHS, und der Ausstieg der US-Fed aus der Niedrigzinspolitik Verwerfungen aus den Devisen- und Finanzmärkten auslösen, "insbesondere wenn er sehr rasch erfolgt".