Griechenland wird Regierungskreisen zufolge noch am Montag eine weitere Kredittranche an den Internationalen Währungsfonds (IWF) zurückzahlen. Es würden 580 Millionen Euro an den IWF überwiesen, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von einem Regierungsvertreter in Athen. Griechenland hatte dem IWF in diesem Monat bereits in zwei Tranchen insgesamt rund 650 Millionen Euro zurückgezahlt.

Am 20. März ist dann die letzte Rate von rund 350 Millionen Euro fällig.

Die Regierung steht unter Druck, weil sie laufende Schulden bedienen muss. Finanzminister Yanis Varoufakis hält die Lage aber nicht für dramatisch. Es handle sich nur um ein "unbedeutendes Liquiditätsproblem", das Europa nicht auseinander treiben dürfe, sagte er am Sonntagabend in der ARD.

"Idiotisches Szenario verhindern"

EU-Ratspräsident Donald Tusk hat die 28 europäischen Mitgliedstaaten unterdessen eindringlich davor gewarnt, das gegen die Zahlungsunfähigkeit kämpfende Griechenland versehentlich aus der Gemeinschaft ausscheiden zu lassen. "Wir haben ein solches idiotisches Szenario zu verhindern", sagte Tusk in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" und fünf anderen europäischen Blättern.

In der europäischen Geschichte habe es bereits zu viele Dinge gegeben, die versehentlich passiert seien, sagte der frühere polnische Ministerpräsident, der das Amt in Brüssel am 1. Dezember 2014 übernommen hatte. Auch der Erste Weltkrieg sei "das Resultat von Missverständnissen, Unfällen und dummen Telefonaten" gewesen.

"Nicht nur finanzielle Konsequenzen"

Der Verbleib Griechenlands in der Eurozone sei nicht nur eine Frage des Geldes, sondern in geopolitischen Zusammenhängen zu sehen, sagte Tusk. Angesichts der Krise in Libyen, der fragilen Lage auf dem Balkan, in Moldawien, Transnistrien und auf Zypern, sei ein "so dramatischer Akt wie das Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone" eine Katastrophe. "Die Konsequenzen wären nicht nur finanzielle. Ein Ausscheiden Griechenlands wäre das dramatischste Kapitel in der gesamten Geschichte der Europäischen Union. Wir müssen Griechenland helfen, das ist unstrittig." Er forderte alle Akteure auf, einander in Würde und Achtung zu begegnen.

Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble hatte jüngst erklärt, er halte einen ungeplanten, unfallartigen Austritt Griechenlands aus der Eurozone - das sogenannte "Graccident"- für möglich.