Die Autofahrer in den USA sind auch im neuen Jahr in Kauflaune - und schlagen angesichts niedriger Benzinpreise bei den dicken Spritschluckern zu. Der größte US-Hersteller General Motors (GM) verkaufte im Jänner nach aktuellen Zahlen sogar gut 40 Prozent mehr Pick-up-Trucks und über ein Drittel mehr SUV-Modelle in Geländewagen-Optik. Billiges Benzin und günstige Finanzierungen befeuern die Nachfrage nach Geländewagen und Pickup-Trucks. Der Boom der spritschluckenden "Gas Guzzler" versetzt die Branche in Feierlaune - "Let the Good Times Roll", titelte das Fachblatt "Automotive News" erst kürzlich. Aber die Party könnte ihren Höhepunkt schon erreicht haben.

Wer in den USA verkaufen will, braucht schweres Gerät. Die Aussicht auf dauerhaft niedrige Ölpreise hat die Nachfrage nach Benzinschluckern zuletzt noch weiter angefacht. "Die Kunden haben sich SUV's und Crossovers im Coupe-Schnitt zugewandt, nachdem die Spritpreise auf den tiefsten Stand seit mehr als fünf Jahren gefallen sind", sagt Experte Alec Gutierrez vom Analysehaus Kelley Blue Book.

Insgesamt dürften die Neuzulassungen auf dem zweitgrößten Fahrzeugmarkt der Welt im niedrigen zweistelligen Prozentbereich gestiegen sein. Allerdings waren die Neuzulassungen vor einem Jahr ungewöhnlich niedrig, weil Schnee und Eis die Menschen im kältesten Jänner seit zwei Jahrzehnten vom Autokauf abgehalten hatten. Auf Jahressicht rechnen Experten nur mit knapp drei Prozent Wachstum.

Porsche legt um 25 Prozent zu

Europas Nummer eins konnte von der Absatzrally nicht profitieren. Die Wolfsburger Hausmarke Volkswagen  verkaufte wie ein Jahr zuvor rund 23.500 Neuwagen. Es fehlt ein großes und gleichzeitig günstiges SUV-Modell, um aus den aktuellen Trends Kapital zu schlagen. Erst Ende 2016 kommt so ein Wagen auf den US-Markt. Die beiden vergangenen Jahre hatte VW mit schrumpfenden Verkaufszahlen in den Vereinigten Staaten abgeschlossen. Deutlich besser läuft es bei den Töchtern: Porsche legte um mehr als ein Viertel zu, Audi um gut 14 Prozent.

Wachstum verbuchten auch Audis Oberklasse-Rivalen BMW und Daimler. Allerdings profitierten die Münchner nicht von der Gier nach SUV-Modellen. In diesem Segment lag ihre Premiummarke fast acht Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. Weil aber die Tochter Mini ihre Verkaufszahlen nach einem Modellwechsel um mehr als ein Viertel steigern konnte, fuhr der Konzern knapp sieben Prozent Wachstum ein.

Bei Daimler machte dagegen das größte Modell auch einen der größten Sprünge: Der siebensitzige GL verkaufte sich fast 40 Prozent öfter als vor einem Jahr. Die kleinere M-Klasse, Daimlers meistverkauftes SUV-Modell in den USA, legte um elf Prozent zu. Insgesamt konnte die Hausmarke Mercedes-Benz ihren Absatz um neun Prozent steigern.

Niedrige Benzinpreise heben Kauflaune

In noch höheren Bereichen lagen die größten VW-Rivalen: Opel-Mutter GM kam insgesamt auf 18 Prozent Verkaufsplus, Branchenprimus Toyota legte genau wie Ford um rund 16 Prozent zu. Für den Gesamtmarkt aller Hersteller waren zunächst noch keine Zahlen verfügbar.

Als wichtiger Grund für die Kauflaune gilt neben den niedrigen Benzinpreisen die Nullzinspolitik der US-Notenbank, die für günstige Finanzierungsbedingungen sorgt. Dass in den USA nie mehr Wagen wegen technischer Probleme in die Werkstätten mussten als 2014 - alleine bei GM etliche Millionen wegen defekter Zündschlösser - konnte die Kauflust nicht bremsen.