Russland könnte heuer mehr als 40 Milliarden Dollar (34,43 Milliarden Euro) brauchen, um eine Bankenkrise zu verhindern. Nach den westlichen Sanktionen wegen der Ukraine-Krise und dem Verfall des Rubel steigt nun die Wahrscheinlichkeit einer starken Rezession. Das könnte dem Sektor noch zusätzlich Kosten aufbürden.

Die russischen Banken stehen ohnehin schon vor einer Verschlechterung bei den Kreditrückzahlungen, steigenden Kosten im Risikomanagement und in der Mittelaufbringung. Bankmitarbeiter und Analysten fürchten noch eine weitere Verschlechterung der Lage.

Das ist auch für Präsident Wladimir Putin eine Herausforderung. Er hatte vor 15 Jahren bei seinem Amtsantritt einen am Boden zerstörten Finanzsektor vorgefunden. Sein Ruf hängt auch daran, wieder Stabilität hergestellt zu haben und diese zu erhalten.

Bankenregulierung bereits gelockert

Michael Zadornov, Chef der zweitgrößten Bank VTB 24, sagte zuletzt: "Wir erwarten einen Rückgang in der Zahl der kleinen, mittleren und großen Banken." Es werde für alle schwierig, und die schwächsten müssten den Markt verlassen.

Dabei hat Russland bereits die Bankenregulierung gelockert und für 2015 1,2 Billionen Rubel (16 Mrd. Euro) an Unterstützungen zugesagt. 2014 flossen schon 350 Mrd. Rubel. Aber Analysten meinen, das sei nur ein Bruchteil des Bedarfs.

Die Maßnahmen gegen die Krise werden die russischen Währungsreserven und das Budget noch einmal unter Druck setzen. Dabei wird wegen dem Rubel-Verfall bereits mit einem Defizit von drei Prozent des BIP gerechnet.

Alleine um den aktuellen Stand zu halten, könnten Banken mehr als eine Billion Rubel an Kapital brauchen, sagte Yaroslav Sovgyra von Moody's Russland. Dieser Betrag würde ihre Kapitalquote um 2 Prozentpunkte anheben. Aber alleine aufgrund von Verlusten bei Krediten drohe eine Absenkung der Kapitalquote von 5 Prozentpunkten.

Staat greift ein

Ein weiteres Problem für russische Banken ist die staatliche Bedingung, Kredite an Kernsektoren der Wirtschaft um rund 12 Prozent zu erhöhen, um an Kapitalspritzen heranzukommen. Das könnte die Kapitalquote weiter ausdünnen.

Die Banken, darunter die staatlichen und von EU-Sanktionen betroffenen Institute VTB, Gazprombank und Rosselkhozbank sollen vom Staat bald eine Billion Rubel in kurzfristigen Staatsanleihen erhalten. VTB und Gazprombank sollen auch eine Anleihe im Wert von gut 200 Milliarden Rubel übertragen bekommen, die ursprünglich dafür gedacht war, das Pensionssystem zu stützen. Sberbank könnte eine nachrangige Anleihe von bis zu 600 Milliarden Euro von ihrem Haupteigentümer, der Zentralbank, erhalten. Die Bank selber verweist darauf, dass es zu früh sei, um über neue Kredite zu reden.

BNP Paribas schätzt, dass russische Banken bis zu 2,7 Billionen Rubel (35,85 Milliarden Euro) an zusätzlichem Kapital brauchen könnten, um die Kreditvergabe zu stützen und Verluste bei vorhandenen Krediten wettzumachen. Das würde fast 20 Prozent des geplanten Budgets Russlands entsprechen.

Fallender Ölpreis bereitet Sorgen

Sberbank-Chef German Gref hatte vor einer Woche gesagt, dass russische Banken Vorsorgen im Wert von drei Billionen Rubel treffen müssten, sollte der Ölpreis bei rund 45 Dollar je Fass bleiben. Vor einem Monat hat der Staat 130 Milliarden Rubel dafür aufgewendet, die Trust Bank zu retten, die erste größere Bank, die die Rubelkrise nicht mehr ausgehalten hat.

Bis jetzt liegt die Rate der faulen Kredite (NPL) nach Angaben der Zentralbank bei 3,8 Prozent der Bankaktiva von Anfang Dezember. Die Ratingagentur Moody's, die eine andere Methode verwendet, kommt aber auf eine Rate von 7,5 Prozent und meint, der Anteil könnten sich heuer etwa verdoppeln.

Von Alexander Winning und Oksana Kobzeva