Die Post schrieb zuletzt dreistellige Millionengewinne. Warum setzen Sie gerade im profitablen Briefbereich den Sparstift an?
WALTER HITZINGER: Das Ergebnis können wir heuer niemals halten, die Zahl der Briefe und Werbesendungen schrumpft. Dazu bekommen wir ab 2011 noch mehr Konkurrenz. Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, wirft man uns in zwei Jahren Kurzsichtigkeit und Miss-Management vor. Da gibt's gute Beispiele in Österreich.

Gewerkschafter sprechen davon, dass mittelfristig 6.000 Briefträger abgebaut werden sollen.
HITZINGER: Diese Zahl stimmt absolut nicht. Wir wollen ein neues, flexibleres Zustellmodell testen. Wir werden in den nächsten Monaten 600 Briefträger durch private Post-Zustellpartner ersetzen. Da kommt es aber zu keinen Kündigungen, denn jährlich verlassen rund 600 Briefträger das Unternehmen, etwa durch Pensionierungen und Sozialpläne. Mehr als drei Viertel der 11.000 Briefträger genießen de facto Kündigungsschutz. Also könnte es höchstens in ferner Zukunft auch rein rechnerisch nicht mehr als 2.000 Leute treffen.

Wird das passieren?
HITZINGER: Nein, wir nutzen nur die natürliche Fluktuation.

Also wird künftig nie mehr ein "echter" Postler eingestellt?
HITZINGER: Jetzt kommt es darauf an, welche Erfahrungen wir mit dem privaten Zustellmodell machen und welche Einsparungen möglich sind. Sollte es gut anlaufen, wird's nur vereinzelt zu Neueinstellungen kommen.

Sie werben ja schon fleißig im Internet für Post-Zustellparnter. Wer soll das eigentlich werden?
HITZINGER: In Frage kommen zuerst eigene Töchter der Post und Speditionen, Botendienste. Die Unternehmer müssen ihre Zusteller versichern und nach österreichischem Kollektivvertrag entlohnen. Also keine Einzelunternehmer mit Werkverträgen.

Im Postmarktgesetz ist aber eine Art Mindestlohn vorgesehen. Demnach müssen sich auch private Briefzusteller an das Lohnniveau der Post halten. Dann wäre das neue Modell doch umsonst?
HITZINGER: Im Gesetzesentwurf steht, dass diese Regelung nicht für Erfüllungsgehilfen und Subdienstleistungen gilt. Nach unserer Interpretation fallen unsere Post-Zustellpartner in diese Kategorie, denn sie stellen nur Briefe und Werbung zu. Eingeschriebene Briefe, Rsa-Briefe und Geld stellt weiterhin nur die Post zu.

Und wenn das der Gesetzgeber anders sieht?
HITZINGER: Das glaube ich nicht. Sollte es aber so sein, können wir immer korrigieren.